Immer lustiger wird die Posse um die Gedenkinschrift, die Kulturreferent Klemens Unger in Stadtamhof hat fabrizieren lassen. Seit kurzem ziert sie das Pylonentor. „1809 Schreckenstage durch Napoleon – Zum Gedenken an die Opfer 2009“ wurde dort ins historische Gestein gemeißelt. Das hat Kritiker auf den Plan gerufen. War es doch nicht Napoleon, sondern die Österreicher, die 1809 Stadtamhof in Brand geschossen haben.
Der Historiker Dr. Marcus Junkelmann befürchtet nun gar eine Belastung der deutsch-französischen Beziehungen. Als ob sich in Frankreich tatsächlich jemand etwas darum scheren würde, was eine Regensburger Kulturverwaltung sich in die Gebäude meißeln lässt. Das interessiert allenfalls das bayerische Landesamt für Denkmalpflege. Von dort hatte Unger verschiedenen Medienberichten zufolge keine Genehmigung für seine denkwürdige Gedenkattacke. Ein Verstoß gegen das Denkmalgesetz. Jetzt droht dem Kulturreferenten sogar ein Bußgeld. Schlimm, schlimm.
Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum über eine vernünftige Gedenktafel für die Opfer des KZ-Außenlagers Colosseum seit über 25 Jahren erfolglos diskutiert wird. Da wird verständlich, warum der Kulturreferent nach einem neuerlichen Vorstoß für eine Gedenktafel am Gebäude seit Monaten ergebnislos nach einem vernünftigen Standort fahndet und den existierenden Gedenkstein derweil im hinterletzten Eck von Stadtamhof stehen lässt. Es soll schließlich kein Fehler passieren. Nicht, dass nachher noch „Colosseum“ auf der Colosseum-Gedenktafel steht. Nicht, dass nachher noch einer weiß, wo dieses KZ-Außenlager eigentlich gewesen ist. Und nicht, dass die Tafel nachher noch dort hängen könnt, wo sie eigentlich hingehört: am Gebäude.
(Ent)spannende Lektüre!