Der kleine Turm, der versteckt zwischen knorrigen Bäume und von Efeu umwuchert im Prüfeninger Schlossgarten steht, hat schon bessere Tage gesehen. Unter dem Abt Martin Pronath wurde das Gebäude – der so genannte astronomische Turm – Mitte des 18. Jahrhunderts als Teil des Klosters Prüfening errichtet. Den Benediktinermönchen diente er als Sternwarte. Bis heute gilt der Turm als ein bedeutendes wissenschaftsgeschichtliches Denkmal.
Später war das Gebäude noch zeitweise bewohnt. Prominentester Mieter war der Musikwissenschaftler Felix Hoerburger. Nach dem II. Weltkrieg lebte er mit seiner Familie in dem sechsstöckigen Gebäude. Das ist lange her. Bewohnbar ist der Turm – in Besitz der Familie Thurn & Taxis – schon seit Jahren nicht mehr. Ebenso wie der Gartentempel und die Orangerie im Schlosspark ist er, abseits von den Augen der Öffentlichkeit, dem Verfall preisgegeben. Jetzt schlagen Regensburger Denkmalwächter Alarm.
Von einem „besorgniserregend schlechten Bauzustand“, spricht die altgediente Intiative Arbeitskreis Kultur. Ein Einsturz des Turms könne nicht ausgeschlossen werden, schreiben die Vorstände Eginhard König, Klaus Caspers und Professor Herbert Brekle in einem offenen Brief unter der Überschrift „Denkmal-Alarm im Prüfeninger Schlosspark“. Neben der Thurn und Taxis Gesamtverwaltung ist das Schreiben an das Wissenschaftsministerium, das Landesamt für Denkmalpflege und die Regensburger Landtagsabgeordneten Margit Wild und Dr. Franz Rieger adressiert. Die Unterzeichner fordern Sofortmaßnahmen, um das marode Denkmal vor dem endgültigen Verfall zu retten. Gründe, den astronomischen Turm wieder instand zu setzen, gäbe es so einige.
2009 ist das Jahr der Astronomie, das Kloster Prüfening begeht in diesem Jahr sein 900jähriges Jubiläum. Zudem handelt es sich bei dem Turm dem Arbeitskreis Kultur zufolge um den Typus eines Bauwerks, der inzwischen weitgehend verschwunden ist. „Es gibt unseres Wissens nur noch in Kremsmünster (Österreich) ein vergleichbares Objekt. Der Astronomische Turm ist in Deutschland einzigartig.“
Schützenhilfe bekommt der Arbeitskreis unter anderem von Stadtrat Dr. Eberhard Dünninger, beschlagen mit der Geschichte des Klosters Prüfening. „Ich halte es für dringend geboten, das Gebäude instand zu setzen“, fordert Dünninger. Hier müsse auch die Denkmalpflege entsprechend Druck machen. Dünningers Vorschlag: „Der Turm war früher bewohnt. Man kann ihn auch heute wieder nutzbar machen.“
Bedarf wäre durchaus da. Montessori-Schule und -Kindergarten, die im Schloss Prüfening untergebracht sind, klagen seit geraumer Zeit über Raummangel. Die Küche könnte eine Vergrößerung vertragen. Ebenso fehlt Platz für den Kinderhort.
In seinem momentanen Zustand ist der astronomische Turm freilich keine Alternative, im Gegenteil. Sollte das Gebäude tatsächlich einsturzgefährdet sein, entbehrt das nicht einer gewissen Brisanz: In unmittelbarer Nähe befinden sich Spiel- und Sportplatz der Montessorisschule.