Die Gemeinschaftsunterkunft Teublitz-Koppenlohe liegt abseits der Hauptstraße, kaum sichtbar in einem Waldstück, nahe Burglengenfeld. Einst war das Gebäude ein Aussiedlerwohnheim, jetzt ist es eine so genannte „Gemeinschaftsunterkunft“ (GU) für Flüchtlinge. 109 Menschen unterschiedlicher Herkunft – Iraker, Syrer, Libanesen, Afghanen, Pakistani, Kongolesen, Sudanesen, Vietnamesen, Iraner – fristen dort ihren Alltag, darunter viele Familien mit Kindern.
In einer Wohnung lebt eine fünfköpfige syrische Familie. Zusammen mit einem Ehepaar aus dem Irak, die ein Zimmer innerhalb der 65 Quadratmeter großen Räumlichkeiten bewohnen. Die Irakerin ist schwer krank: Migräne, Bluthochdruck und ein Nierenleiden, streckenweise begleitet von suizidalen Absichten. Die immer häufiger auftretenden Anfälle rufen Erbrechen, Übelkeit bis hin zu Sehstörungen hervor. Der Lärm der spielenden Kinder, Gerüche vom Kochen oder Zigarettenrauch verschlimmern den Zustand der Frau und machen eine Genesung so gut wie unmöglich. Die behandelnden Ärzte raten zu einem sofortigen Auszug aus dem Flüchtlingslager, um dauerhaft eine Stabilisierung zu erreichen. Ohne Erfolg. Die Regierung der Oberpfalz hat drei entsprechende Anträge abgelehnt. Mittlerweile wurde die Frau ins Krankenhaus Burglengenfeld eingeliefert.
In einer weiteren Wohnung ist eine zehnköpfige Familie aus Bosnien untergebracht. Es ist eng. Die Lebensmittel stapelt die Familie zum Teil unter ihren Betten. „Wir wollen unser Essen selbst kaufen“, sagt eines der Kinder. Auf der Bestellliste, über die sie ihre wöchentliche Ration beziehen, gibt es immer das Gleiche: Hähnchenschenkel, Mehl und Brot. Ananas in Dosen. „Nichts, was wir gerne mal essen würden.“ Jeweils Dienstag und Donnerstag, zwischen 10.30 und 11.00 Uhr, heißt es: anstellen zur Essensausgabe. Und zwar für jeden. Die Essenspakete werden „nur gegen eigene Unterschrift“ ausgegeben. Wer zu spät kommt, geht leer aus. „Begründete Abwesenheit” ist der „GU-Leitung” zu melden.
Derzeit sind mehrere der Kinder an Masern erkrankt. Zum gesund werden fehlt ihnen – angesichts der räumlichen Enge – die Ruhe.
Der Syrer Aadil K. (Name der Redaktion bekannt) erzählt, er wohne schon seit sieben Jahren in Koppenlohe. Das monatliche Taschengeld – rund 40 Euro – wurde ihm vor längerer Zeit von der Behörde gestrichen. Eine Arbeitserlaubnis, um sich selbst etwas Geld zu verdienen, wird ihm vom Landratsamt Schwandorf verweigert. Er teilt sich sein Zimmer mit zwei weiteren Männern. Um seinen tristen Alltag zu bewältigen, baut er kaputte Computer zusammen, die er sich von der Müllhalde holt. Viele Schreiben haben er und das Bundesamt für Migration gewechselt. Er hat die Hoffnung verloren, jemals arbeiten zu dürfen, geschweige denn ein angemessenes Leben außerhalb der „Gemeinschaftsunterkunft“ zu führen.
Zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner beklagen den rüden Umgangston der Ausländerbehörde Schwandorf. „Wir werden dort behandelt wie der letzte Dreck“, sagt einer. Das gilt nicht nur für das Ausstellen einer Arbeitserlaubnis. Auch die Reisepässe, welche Flüchtlingen mit festem Aufenthaltsstatus eigentlich zustehen, werden ihnen vom Landratsamt Schwandorf offensichtlich verweigert.
Angesichts der finanziellen Situation – geringes Taschengeld, keine Arbeitserlaubnis – gestaltet es sich schwierig, mal einen Tag weg zum kommen von dem abseits gelegene Flüchtlingslager: Ein Ökoticket nach Regensburg kostet 39, nach Schwandorf 53 Euro.
Am 23. April 2009 wird der Bayerische Landtag im Rahmen einer ExpertInnen-Anhörung über die Zukunft der Flüchtlingsunterbringung debattiert. Als Experte ist unter anderem der bayerische Flüchtlingsrat geladen. Der Flüchtlingsrat ruft derzeit auf, eine Sammelpetition zu unterzeichnen, in der die Abschaffung der Lagerpflicht für Flüchtlinge gefordert wird.