Begonnen hat das Ganze in Großbritannien. Mittlerweile ist es auch in Regensburg angekommen. Angesichts religiöser Werbung an öffentlichen Verkehrsmitteln rief die Britische Humanistische Gesellschaft (BHA), unterstützt durch den bekannten Schriftsteller und Atheisten Richard Dawkins, zu Spenden auf: Der religiösen Botschaft „Wenn der Menschensohn kommt, wird er auch Glauben finden auf Erden?”, die auf Londoner Bussen prangte, wollte die säkulare Vereinigung den Slogan „Es gibt wahrscheinlich keinen Gott. Also hör auf, Dir Sorgen zu machen und genieße dein Leben” entgegen setzen. Mit durchschlagendem Erfolg. Anstelle der erhofften 5.000 Pfund kamen 150.000 zusammen – genug, um schließlich 200 Busse mit entsprechenden Bannern auszustatten. Seit dieser Woche läuft eine ähnliche Kampagne auch in Deutschland.
Die Initiatoren, zu denen unter anderem die Bruno Giordano Stiftung und der Bund für Geistesfreiheit München gehören, haben am Montag damit begonnen, unter www.buskampagne.de zu Spenden aufzurufen. Teilnehmer können unter Bannern mit der Aufschrift wie „Gottlos glücklich – ein erfülltes Leben braucht keinen Glauben“ oder „Gott ist eine Behauptung – Menschenrechte sind real“ wählen.
Gegen die Kirche an sich habe man nichts, sagt Kampagnensprecher Philipp Möller.
„Wir schätzen die Gemeindearbeit der Kirchen sehr, möchten aber darauf aufmerksam machen, dass diese Arbeit eben nur einen Teil der Religion ausmacht.“ Echte Toleranz und Verständnis gegenüber Nichtgläubigen sei unter religiösen Menschen immer noch ein eher seltenes Phänomen. „Auch vereinzelte religiöse Einstellungen zu Themen wie Sexualität, Gleichberechtigung von Mann und Frau oder Meinungsfreiheit lassen sich mit den Grundrechten unserer Gesellschaft nicht vereinbaren.“ Das könne man als Befürworter der Toleranz und einer freien, offenen Gesellschaft nicht akzeptieren.
„Uns geht es ganz klar um die Inhalte; einige von uns sind Atheisten, andere Agnostiker und wieder anderen ist Gott schlicht egal – ob es ihn nun gibt oder nicht.“ Mit dieser Haltung dürften Möller und seine Mitstreiter ein Gutteil der Bevölkerung auf ihrer Seite haben: Nach Angaben des statistischen Bundesamts sind rund ein Drittel aller Deutschen konfessionslos. Es gehe um Aufklärung und darum, den Begriff „Atheist“ zu entstigmatisieren. Möller: „Wir wollen unsere berechtigten Zweifel und unser Desinteresse an der Behauptung eines Gottes äußern können, ohne dabei angeschaut zu werden, als hätten wir einer alten Dame die Handtasche geklaut. Mit dem Projekt verdienen wir kein Geld sondern tragen unseren ganz persönlichen Teil zum unvollendeten Projekt der Aufklärung bei.“
Apropos Geld: Das erste Spendenziel von 20.000 Euro wurde am Freitag bereits überschritten. Damit können die ersten Busse rollen. In den ausgewählten Städten – Köln, Berlin und München – gab es von den Verkehrsbetrieben dazu keinerlei Bedenken. Wie sieht es in Regensburg aus? Hier hat der Bund für Geistesfreiheit am Donnerstag einen einstimmigen Beschluss gefasst, sich an der Buskampagne zu beteiligen. „Erste Aktionen laufen in den nächsten Tagen an“, so bfg-Vorsitzender Erwin Schmid. Auch für Regensburg. Beim RVV will man sich zunächst nach den Konditionen erkundigen. Vom Regensburger Verkehrsverbund war heute niemand mehr für eine Stellungnahme zu erreichen.
Nachtrag der Redaktion: Bei dem Bild rechts handelt es sich, entgegen anderer Annahmen, selbstverständlich um eine Fotomontage.