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Archiv für 25. November 2008

Man sollte das Ganze sachlich betrachten. Seit geraumer Zeit ist die Stelle des Stadtbau-Geschäftsführers vakant. Fast ein Jahr ist es mittlerweile her, seit Martin M. Daut seinen Hut nehmen musste (Hintergründe). Die Stelle wurde kürzlich neu ausgeschrieben. Es gab rund 50 Bewerbungen. Nun geht’s an die Vorstellungsgespräche. „Höhere Anforderungen als vor elf Jahren, als Daut Stadtbauchef wurde“ hat man dieses Mal an die Bewerber gestellt, sagt Oberbürgermeister Hans Schaidinger. Das ist wirklich lobenswert. Gesucht wird also nach einer „gestaltungsfreudigen Persönlichkeit“ mit „betriebswirtschaftlichem Schwerpunkt“ und „Erfahrung im Umgang mit der Mieterschaft eines kommunalen Wohnungsunternehmens“. Sechs (andere Quellen sprechen von sieben) Bewerber haben diesen knallharten und ziemlich konkreten Anforderungen standgehalten. Unter ihnen auch: CSU-Stadträtin Petra Betz. Will Geschäftsführerin werden: Petra Betz. Foto: Archiv/ StaudingerDie ehemalige Bürgermeisterin fuhr bei der Kommunalwahl die meisten Stimmen für die CSU ein. Sogar mehr als der Oberbürgermeister selbst. Trotzdem musste sie ihren Bürgermeister-Posten räumen. Die SPD beanspruchte einen Posten für Joachim Wolbergs und in der CSU hatte Gerhard Weber die Mehrheit der Fraktion auf seiner Seite (Mehr dazu). Nun mögen manche unken, dass Petra Betz den Geschäftsführerposten angesichts dieser Opfer schon sicher hat, dass ihr der Posten zugeschanzt werden soll, quasi als Entschädigung. Eine Frechheit! Eine Unverschämtheit! Wie kann man nur zu einer solchen Annahme kommen? Kann sie was dafür, dass sie in der CSU ist? Vielleicht ist Petra Betz ja die Richtige, um Ruhe und Frieden in die Stadtbau zu bringen. Die jüngste Vergangenheit der städtischen Tochtergesellschaft kann man nur als krisengeschüttelt bezeichnen: eine Korruptionsaffäre bei der Wohnungsvergabe und eine fragwürdige Vergabe bei Bauaufträgen sind nur zwei Beispiele (Eine kleine Zusammenfassung hier.). Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Stimmung unter den Mitarbeitern der Stadtbau – gelinde gesagt – angespannt ist. Eine Mobbing-Affäre unter Beteiligung des Oberbürgermeisters ist da nur ein Punkt. Da sind in der Geschäftsführung unabhängige, zupackende Persönlichkeiten mit Rückgrat gefragt. Und nachdem der Aufsichtsratsvorsitzende (Schaidinger) entweder vieles nicht weiß („Ich wurde selektiv informiert.“) oder nicht zuständig ist („Verantwortlich ist die Geschäftsführung.“), wird es Zeit, dass die Geschäftsführung eigenverantwortlich handelt und den Aufsichtsratsvorsitzenden selbständig und umfassend informiert. Immerhin wurde das Kommunikationsverhalten zwischen Geschäftsführung und Aufsichtsrat in der Vergangenheit sogar schon von gerichtlicher Seite kritisiert. Das wäre nun leicht zu ändern mit einer Geschäftsführerin Betz. Sie trifft den Aufsichtsratsvorsitzenden regelmäßig – in der CSU-Fraktion oder im Stadtrat. Sollte all das nicht überzeugen: Es gibt ja auch noch andere Bewerber. Möglicherweise besser qualifiziert. Außerdem entscheidet das nicht die CSU allein. Es gibt einen Aufsichtsrat. Dort sitzen vier Stadträte der CSU (Petra Betz, Astrid Freudenstein, Helgit Kadlez, Erich Tahedl), zwei von der SPD (Christa Meier, Lothar Strehl), eine Stadträtin der Grünen (Margit Kunc) und ein Stadtrat der Freien Wähler (Günther Riepl). Bei einem Patt entscheidet die Stimme des Aufsichtsratsvorsitzenden: Oberbürgermeister Hans Schaidinger. Kein Grund also, Nepotismus zu befürchten. Sollte das nämlich der Fall sein, steht mit Sicherheit die Koalition auf der Kippe. Also abwarten und beobachten. Ganz sachlich! (Ent)spannende Lektüre!
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