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Archiv für 11. Oktober 2008

Nicht immer ärgerlich: ein Arsch. Foto: wikipedia„Arschloch steht umgangssprachlich für den Anus. Das Wort wird hauptsächlich als Schimpfwort gebraucht. Um die Wirkung abzumildern, werden in der Umgangssprache auch Euphemismen wie Drecksack eingesetzt.“ Aus der Online-Enzyklopädie Wikipedia Mit rund 1,8 Prozent konnte die Rentnerinnen- und Rentnerpartei (RRP) in Regensburg bei der Landtagswahl einen Achtungserfolg erringen. Doch in Feierlaune scheint man sich innerhalb der relative jungen Partei nicht zu befinden, eine „Arschloch“-Affäre trübt die Stimmung. RRP-Mitglied Oskar Siebert fordert in einem offenen Brief und via Mittelbayerischer Zeitung den Rücktritt des Bezirksvorsitzenden und Mitbegründers der Oberpfälzer RRP, Dr. Lutz Tittel. Der Grund: Tittel soll (laut Siebert), bei der Wahlparty im Leeren Beutel am 28. September, Bürgermeister Joachim Wolbergs als „Arschloch“ bezeichnet haben. Siebert schämt sich für dieses „abscheuliche (…) verleumderische, beleidigende, in meinen Augen sogar kriminelle Verhalten“ des Parteifunktionärs, fordert eine schriftliche Entschuldigung und Tittels Rücktritt. Andernfalls wolle er Konsequenzen ziehen. Siebert: „Sollte (…) Herr Dr. Lutz Tittel sein Mandat als Bezirksvorsitzender (…) behalten wollen, so ist leider in dieser (…) Partei kein Platz für einen demokratischen, mit moralischen Grundlagen und Menschenwürde behafteten Menschen, und so bin ich dann fest entschlossen, lieber diese Partei zu verlassen.“ Tiefe Verwerfungen? Kopf des offenen Briefes von Karl Kabas an die RRP-Mitglieder.Ein Nachfolger für Tittel als Bezirksvorsitzender scheint bereits in den Startlöchern zu stehen. RRP-Mitglied Josef Kabas attestiert dem streitbaren Senior in einem weiteren offenen Brief an die Parteimitglieder „krankhafte Geltungssucht“, hegt „erhebliche Zweifel an dem Führungsstil“ Tittels und bringt sich gleichzeitig für eine „verantwortungsvolle Position bei der RRP“ ins Spiel. „Denn nach der Wahl ist vor der Wahl, und das nächste Jahr mit Wahlen steht vor der Tür“, schließt Kabas sein Schreiben. Selbst AuGeschah an diesem Tisch der Arschloch-Skandal? Foto: Archiv/Staudingerßenstehende hat die „Arschloch“-Episode erreicht. In einem ebenfalls offenen Brief schreibt ein Martin G. Hoene an den Regensburger RRP-Spitzenkandidaten Ferdinand Frummet: „Ich halte es für angebracht, ein parteiinternes Ordnungs- und Disziplinarverfahren einzuleiten und in fairer Weise die Angelegenheit – möglichst ohne viel Wirbel in der Öffentlichkeit – zu bereinigen.“ Dieses Ansinnen von Hoene darf als gescheitert bezeichnet werden. Von „parteiintern“ kann keine Rede mehr sein – nicht einmal besagter Hoene selbst ist offenbar RRP-Mitglied. Auch der Wirbel in der Öffentlichkeit ist da. Und er scheint durchaus gewollt. In der Mittelbayerischen Zeitung vom Samstag werden die Querelen ums „Arschloch“ aufgegriffen. Bürgermeister Joachim Wolbergs dankt – laut MZ – Oskar Siebert für seine „Zivilcourage“ in Sachen „Arschloch“ und attestiert Tittel „große charakterliche Probleme“. Ebenfalls laut MZ zeigt sich der Bundesvorsitzende der RRP, Helmut Polzer, „erschüttert“. Die MZ weiter: „Sein (Polzers, Anm. d. Red.) gesunder Menschenverstand sage ihm, dass Tittel nicht mehr tragbar sei.“ Polzer selbst hat diese Darstellung der Mittelbayerischen Zeitung mittlerweile schriftlich bestritten (Mehr dazu am Ende des Textes). Für Montag wurde nun eine Sitzung des Kreisverbandes anberaumt. Der Landesvorsitzende Johann Lampl soll Licht in die „Arschloch“-Affäre bringen. Wir haben uns mit Herrn Tittel über seine vermeintlichen Anus-Aussagen unterhalten. Der Bezirksvorsitzende der RRP: Dr. Lutz Tittel. Foto: ArchivHerr Dr. Tittel, in der Mittelbayerischen Zeitung vom Samstag ist zu lesen, dass Sie Herrn Wolbergs als „Arschloch“ bezeichnet haben sollen. Stimmt das? Lutz Tittel: „Daran kann ich mich in dieser Zuspitzung nicht mehr so genau erinnern. Tatsache ist, dass ich an diesem Wahlabend (28. September, Anm. d. Red.) kein Wort mit Herrn Wolbergs direkt gewechselt habe.“ Aber Herr Siebert schreibt in seinem offene Brief doch explizit, dass Sie an diesem Abend „Arschloch“ zu Herrn Wolbergs gesagt haben … „Da sollte man die Gesamtsituation sehen. Am Tisch der Rentnerinnen- und Rentnerpartei standen an diesem Abend unser Direktkandidat Ferdinand Frummet mit seiner Lebensgefährtin, dazu unsere Schriftführerin Emma Kirschenhofer mit ihrem Ehemann und ich. Später kam Herr Oskar Siebert dazu, der nur herummoserte. Wir waren ob des tollen Ergebnisses von aus dem Stand 1,8 Prozent für unseren Direktkandidaten in guter Stimmung und frozzelten so herum.“ Also, Herr Dr. Tittel, haben Sie nun „Arschloch“ gesagt oder nicht? „Ich möchte das nicht ausschließen, aber erwähnen, dass Sie zum Kontext so eines bayerischen Kraftausdrucks die am Tisch anwesenden Personen befragen müssen. Zu Herrn Wolbergs direkt habe ich so etwas nicht gesagt.“ Was soll dann das Ganze? „Das ist eine interessante Frage. Nach meiner bisherigen Kenntnis haben Martin G. Hoene – der übrigens nicht einmal Parteimitglied ist – und Josef Kabas, die selber an diesem Abend nicht anwesend waren, die Siebertschen Darlegungen aufgegriffen und in schönster Intrigantenmanier weiterverbreitet.“ Und die Aussagen von Herrn Polzer in der Mittelbayerischen Zeitung? „Das sind für mich Intrigantendarstellungen. Die MZ recherchiert nicht sauber. Frau Böken (MZ-Journalistn, Anm. d. Red.) entwickelt sich immer mehr zur Klatschkolumnistin. Vom Bundesvorsitzenden, Herrn Helmut Polzer, habe ich am Freitag einen Brief erhalten, in dem er uns für die gute Arbeit und die guten Wahlergebnisse dankt.“ Können Sie sich einen Reim auf diese Angelegenheit machen? „Ja. Eine isolierte Gruppe in der noch jungen Partei versucht mit allen Mitteln, mich als Bezirksvorsitzenden madig zu machen, um diesen Posten zu erben. Eine typische Parteiintrige, Machtspielchen auf äußerst niedrigem Niveau.“ Und dennoch Herr Tittel, was ist nun mit dem „Arschloch“? „Was soll ich dazu sagen? Herr Wolbergs hat mich öffentlich mehrmals gröblichst beleidigt und an den Pranger gestellt in Zusammenhang mit meiner Bürgerinitiativenarbeit gegen den Stadthallenstandort Donaumarkt. Bei einer gemeinsamen öffentlichen Podiumsdiskussion fielen dann Aussagen von Herrn Wolbergs wie ,der Tittel muss das aushalten’ oder ,da greif ich halt mal hart zu’. Das ist so bei Jungpolitikern, die eine Berufspolitikerkarriere anstreben und mir geht das hintenrum vorbei.“ Herr Siebert bietet sich als Zeuge für eine „Arschloch“-Klage an. Was dann? „Falls diese käme, müsste ich verstärkt über den ,Arschloch’-Begriff und seine Folgen nachdenken. Schaun mer mal, dann sehen wir schon …“ Joachim Wolbergs attestiert Tittel erhebliche charakterliche Probleme. Foto: Archiv/StaudingerNachsatz: Zur Berichterstattung der Mittelbayerischen Zeitung hat sich mittlerweile der Bundesvorsitzende der RRP, Helmut Polzer, zu Wort gemeldet. „Die Presseartikel von heute halte ich, was meine Zitierung betrifft, für überzogen“, schreibt er in einer E-Mail, die unserer Redaktion vorliegt. Zunächst habe er sich zu der Angelegenheit nicht äußern wollen und auf das RRP-Treffen am Montag verwiesen, bei dem eine Aussprache stattfinden wird. Erst „auf die Vorhaltungen“ der MZ-Journalistin, „ich müsste doch zu der Angelegenheit eine Meinung haben“, habe er erklärt, so Polzer weiter, dass ihn „die Sache schon erschüttert“, er aber „auf eine interne Regelung und Ausräumung – bei Anwendung des gesunden Menschenverstandes“ hoffe. Durch Charles Bukowski bekam der Ausdruck Arschloch auch seinen Platz in der Weltliteratur. In seinem Werk Der Mann mit der Ledertasche beginnt er einen Absatz mit: Was hast du denn gegen Arschlöcher?’und auch sonst setzt er das Wort nicht sparsam ein. Aus der Online-Enzyklopädie Wikipedia

Horst Seehofer: Nicht vom Volk gewählt

Haben Sie den Namen des designierten bayerischen Ministerpräsidenten am 28. September auf einem Stimmzettel für die Landtagswahl gefunden? Nein? Denn die Christlich-Soziale Union in Bayern e.V. hatte den Ingolstädter Horst Seehofer nicht auf ihrer Liste. Spitzenkandidat war Günther Beckstein, der damalige bayerische Ministerpräsident. ER grinste landesweit von den Plakaten herab und nicht Bundesminister Seehofer. Grundsätzlich […]

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