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Archiv für 30. September 2008

Peter Kittel: Erfolgreicher Profiteur in Regensburg. Foto: ArchivAm kommenden Montag startet die Ausschreibung für das Regensburger Bürgerfest 2009. Das Motto „Vereine gestalten Bürgerkultur“ ließ aufhorchen. Von einem „Schritt in die richtige Richtung“ war denn auch bei der entsprechenden Diskussion im Kulturausschuss die Rede. Und der eine oder andere glaubte doch tatsächlich, dass mit diesem Motto Peter Kittel – der allseits verspezelte Veranstalter, Zeitungsherausgeber und neuerdings „Wahlkampfmanager“ (für Dr. Franz Rieger) – damit aus dem Rennen sei. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass weder Kulturreferent Klemens Unger noch der neue Kulturbürgermeister Joachim Wolbergs ein gesteigertes Interesse haben, dem Herausgeber der Stadtzeitung einen Gefallen zu tun.

Unger ist bereits seit längerem eine dankbare Zielscheibe des Monatsmagazins. Hatte er doch dafür gesorgt, dass Kittel nach 1997 und 1999 die „Alleinherrschaft“ über das Bürgerfest verlor und im vergangenen Jahr auch noch Kittels Brückenfest den Todesstoß versetzt. Wolbergs geriet während des Wahlkampfs verstärkt ins Visier des Kittel-Blatts und war darüber so verärgert, dass er seinerzeit ankündigte, sich dafür einzusetzen, das Kittel keine städtischen Aufträge mehr erteilt bekomme. Wolbergs: „Und sollten mich Gesetze dazu zwingen, würde ich alles tun, um diese zu umgehen.“ Freilich nicht wegen ihm selbst, sondern, wie Wolbergs seinerzeit ausführte, „weil Kittel seit Monaten den Kulturreferenten anpisst“.

Auch wenn Kittels Veranstaltungsservice seit 2001 nicht mehr Alleinorganisator des Bürgerfests ist: große Teilbereiche liefen bislang nach wie vor regelmäßig unter seiner Regie. Entsprechend führt Kittels Veranstaltungsservice das Bürgerfest auch als eine seiner Referenzen an. Doch Kulturreferent und Bürgermeister hin, Bürgerfestmotto „Vereine“ her – der Glaube/ die Hoffnung oder gar Befürchtung, Kittel könne beim Bürgerfest keinen Stich mehr machen, ist falsch.

Kulturreferent Klemens Unger: Mit neuem Motto zurück zu den Wurzeln? Foto: ArchivIm Gespräch mit unserer Redaktion will sich Kulturreferent Klemens Unger zur Causa Kittel nicht äußern. Er legt allerdings Wert darauf, dass er mit derVergabe der Plätze beim Bürgerfest nichts zu tun habe. „Das ist delegiert und ich habe noch nie eine Entscheidung meiner Mitarbeiter korrigiert.“ Zum anderen heiße das Motto nicht, dass ausschließlich Vereine am Bürgerfest teilnehmen könnten. Unger will mit dem vom Kulturreferat erdachten Motto insbesondere an die Wurzeln dieses Fests erinnern. Waren es doch Vereine und lose organisierte Zusammenschlüsse wie der Arbeitskreis Kultur, die das erste Bürgerfest 1973 organisierten und damit gleichzeitig eine politische Demonstration für den Erhalt ihrer Altstadt verbanden. So weit die Idee. Nun zur Realität:

Bereits zum zweiten Mal, nach 2007, hat das Kulturreferat Zulassungskriterien für das Bürgerfest festgelegt. Die Stadt tritt als Veranstalter auf und vergibt die Standplätze. „Eine Veranstaltung dieser Dimension muss ausgeschrieben werden. Durch ein Motto mit entsprechenden Kriterien verringern wir die Gefahr von Klagen, sollten wir einen Bewerber abweisen“, so Unger. Im Prinzip hat sich also im Vergleich zum Bürgerfest 2007 nichts geändert. Abgesehen vom Motto. Das lautete vor einem Jahr „Europa“. Weder auf Kulinaria noch auf Kultur hatte das schwerwiegende Auswirkungen. Die Befürchtung, dass Caipirinha und Sushi fehlen würden, bestätigte sich nicht.

„Vereine gestalten Bürgerkultur“ heißt es nun 2009, entsprechend auch der Zuschnitt der Kriterien. Wenigstens auf den ersten Blick.

„Nicht gewerblich tätige Vereine, Institutionen, Einzelpersonen und Vereinigungen werden vorrangig berücksichtigt“, heißt es in der Präambel. Klemens Unger: „Jeder kann mitmachen. Sollte es aber für einen Platz mehrere Bewerber geben, entscheiden die Kriterien. Und beim Motto kann man am Meisten punkten.“ 60 Punkte sind es, die anhand dieser Kriterien vergeben werden.

Kulturbürgermeister Wolbergs im Wahlkampf: \Konkret gibt es bis zu zehn Punkte für die „Beteiligung von nicht gewerblich tätigen Vereinen, Institutionen, Einzelpersonen, Vereinigungen“ und bis zu fünf Punkte bei der „Bewertung der ehrenamtlichen und sozialen Tätigkeit des Bewerbers“. 30 Punkte werden für die „Berücksichtigung des Mottos ,Vereine gestalten Bürgerkultur’“ vergeben, in „kultureller“ und „kulinarischer“ Hinsicht. Schwammige Formulierungen, die weiten Interpretationsspielraum zulassen. Insbesondere kulinarisch dürften allenfalls Kochclubs eine entsprechende Spezialisierung aufweisen.

Die restlichen Punkte sind der örtlichen bzw. regionalen Herkunft des Bewerbers oder seiner Kooperationspartner gewidmet.

Haben Vereine und Vereinigungen damit tatsächlich bessere Karten gegenüber professionellen und gut verbandelten Profis? Unger sieht keine Probleme bei der Vergabe der Plätze: „Bisher mussten wir noch nie einen Bewerber abweisen. Und sollte es zwei Bewerber für ein und denselben Platz geben, haben Vereine – im weitesten Sinne – die besseren Karten.“ Tatsächlich?

18 Teilbereiche werden in der Montag beginnenden Ausschreibung (Bewerbungsschluss: 11. November) vergeben. Bewerber müssen ein kulturelles und kulinarisches Konzept vorlegen. Die Ausschreibung ist zum Leidwesen von Unger „verbürokratisiert“, aber es gehe leider nicht anders. Die Gebühr für die einzelnen Teilbereiche reicht von 500 (z.B. Uferpromenade Stadtamhof oder Gutenbergplatz) bis zu 5.000 Euro (z.B. Thundorferstraße, Grieser Spitz, Kornmarkt). Zunächst werden Organisatoren für ganze Plätze gesucht. Das können Zusammenschlüsse aus Vereinen sein, aber eben auch Veranstaltungsprofis wie Peter Kittel. Sie vergeben in einer weiteren Phase die einzelnen Stände.

Bleibt abzuwarten, ob es im kommenden Jahr tatsächlich wieder einmal ein Bürgerfest im eigentlichen Sinne gibt, oder, ob das Motto erneut ein Label ohne Wert ist und es bei der Altstadtdult bleibt, die gerade in Bereichen, die „professionell“ organisiert werden, mit einem Einheitsbrei an Fress- und Saufständen und Musik der ewiggleichen „Local Heroes“ „lockt“. Es kommt wohl ganz auf die Vereine – im weitesten Sinne – an…

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