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Archiv für 6. Juli 2008

Soziale Gerechtigkeit beerdigt: Die Ganghoferer sind sauer. Fotos: Aigner„Muss i denn, muss i denn zur Siedlung hinaus, weil mein Häuschen wird verkauft.“ Laut waren die rund 60 Ganghoferer, die am Samstag „gegen den Ausverkauf“ ihrer Siedlung demonstrierten, auf jeden Fall. Singend, scheppernd und trommelnd zogen sie durch die Altstadt, vielfach begleitet von fragenden Blicken; vielen Passanten ist die Ganghofersiedlung kein Begriff. In einem Sarg trugen die Ganghoferer „Achtung, Gleichheit, Gerechtigkeit und soziale Sicherheit“ zu Grabe. Die Immobiliengesellschaft „Grüne Mitte“, Tochter des Regensburger Immobilienzentrums, hatte das Geviert von der Ludwig-Thoma- bis zur Karl-Stieler-Straße im vergangenen September erworben (Mehr dazu). Die Bevölkerung besteht zum größten Teil aus Arbeitern, Rentner und Angestellten. Keine finanzkräftige Klientel. Nun wird die Ganghofersiedlung seit geraumer Zeit unter der Überschrift „Revitalisierung“ saniert. Das ganze soll sozialverträglich gestaltet werden, hört man in regelmäßigen Abständen von der Geschäftsführung der Grünen Mitte.

Rund 60 Bewohner demonstrierten am Samstag gegen den Ausverkauf ihres Viertels.Die Bewohner, die am Samstag demonstrierten, zeichnen hingegen ein anderes Bild und sprechen von „Luxussanierung“. Offiziell habe die Grüne Mitte keinerlei Angaben gemacht, wie es mit der Siedlung weitergehen solle, so Franz Ernsberger von der „Interessengemeinschaft Ganghofersiedlung“.

Vier Optionen habe man den bisherigen Mietern laut Ernsberger angeboten:

1. Den Kauf der von ihnen gemieteten Häuschen samt Grundstück; der Preis liegt zwischen 220.000 Euro in unsaniertem und bis zu 450.000 Euro in saniertem Zustand.

2. Die Häuschen nach der Sanierung weiter zu mieten. Allerdings gibt es bislang keine Angaben dazu, wie hoch die Miete nach der Sanierung ausfallen wird.

3. Die Häuschen unsaniert weitere drei Jahre zu mieten. Danach muss ausgezogen werden. Es gibt keinen Anspruch auf eine Ersatzwohnung.

4. Eine kleinere Ersatzwohnung in Burgweinting. Für Senioren einen Platz im Altenheim.

ganghofer1Generell traut man dem Versprechen einer sozialverträglichen Sanierung nicht. Der Hochglanzprospekt der Grünen Mitte richtet sich offensichtlich an zahlungskräftigere Mieter bzw. Käufer. Unter anderem sind dort die umliegenden Golfplätze aufgeführt. Erste Häuschen wurden bereits verkauft. Auch bewohnte Häuser stehen bereits zum Verkauf. Ernsberger: „Wir werden bis zum bitteren Ende in unseren Häusern bleiben. Notfalls muss uns die Grüne Mitte eben rausklagen.“

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