Immer rührendere Meldungen sendet die Pressestelle kurz vor der Stichwahl
an die Medien
Ist das nicht goldig? Da haben sich Stichwahl-Kandidat Hans Schaidinger und seine Bürgermeisterin Petra Betz mal eine Auszeit vom stressigen Wahlkampf genommen, um „in der behaglichen Wohnküche der Prägungsstube des Bürgerheims Kumpfmühl” vorbei zu kommen und ein paar alten Menschen eine Freude zu machen. Das sollen alle erfahren.
Deshalb erhalten die Regensburger Medien eine Mitteilung, nebst wunderschönem Bild, die vorgestern von der städtischen Pressestelle verschickt wurde.
Eine Prägungsstube ist eine spezielle Einrichtung für dementiell erkrankte Senioren. Die zum Teil geistig verwirrten, oft orientierungslosen älteren Menschen sollen dort eine individuelle Pflege in familiärer Umgebung erfahren. Tätigkeiten des alltäglichen Lebens werden dort, in einer eigens dafür gestalteten Umgebung, eingesetzt, um den älteren Herrschaften ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit zu geben, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und damit beizutragen, dass selbst verloren geglaubte Fähigkeiten wieder zutage treten.
Und so ist es sicherlich kein Zufall, dass „gerade Guglhupf gebacken” wird, als der prominente Besuch so unverhofft hereinschneit.
Woran leidet wohl die alte Dame, der Petra Betz auf dem städtischen Foto so liebevoll hilft, ein Stückchen Guglhupf herunterzuschneiden? Ob sie weiß, dass der freundlich dreinblickende Mann zu ihrer Linken der Oberbürgermeister Regensburgs, Hans Schaidinger, ist? Und dass er es auch bleiben möchte? Leider erschließt sich das nicht aus der Mitteilung. Aber wenigstens erfährt man: Die in der Prägungsstube eingesetzten therapeutischen Tätigkeiten des alltäglichen Lebens „zeigen Seniorinnen und Senioren, dass sie gebraucht werden.” Zum Beispiel für so etwas Alltägliches wie den Wahlkampf von Hans Schaidinger. Das jedenfalls vermuten die Miesmacher von der SPD. Es bleibe „der Verdacht, alte Menschen seitens der Stadt für Wahlwerbezwecke zu instrumentalisieren“, mutmaßen die Genossen in einer eigenen Pressemitteilung nur drei Stunden später. Dem Aufsichtsrat des Bürgerheims Kumpfmühl sei die Prägungsstube noch nicht vorgestellt worden.
Im Interview mit Wochenblatt digital hat Wolbergs am 2. Februar angekündigt: „Bei den Stabsstellen in der Verwaltung wird es einige Veränderungen geben.” Ob die städtische Pressestelle und deren Leiterin, Elisabeth Knott, dazu gehören? Die, Frau Knott, wird durch ihren Vorgesetzten, offenbar immer mehr in die Bredouille gebracht.
Betz, Kittel, Guglhupf: Frau Knott wehrt sich
Pressechefin der Stadt: „Bin nicht Mitglied der CSU”
„Ich bin nicht die politische Sprecherin des Oberbürgermeisters und fühle mich auch nicht als solche.” So reagiert Elisabeth Knott mit Blick auf die Kritik der SPD an der Arbeit der städtischen Pressestelle. Sie bemühe sich um eine strikte Trennung von Politik und Verwaltung, „auch wenn es zweifellos nicht immer eine haarscharfe Trennung geben kann”. Knott: „Ich bin nicht Mitglied der CSU und war es nie.” Das betont sie insbesondere auch im Hinblick auf die Kritik daran, dass sie eine Mitteilung der Stadtbau verschickt hat, in der in Zusammenhang mit einem Arbeitsgerichtsprozess der volle Name eines Mitarbeiters genannt wird, der bei der CSB kandidiert (wir berichteten am Dienstag).
Vor 16 Jahren habe sie ihre Arbeit in der Pressestelle begonnen – schon im Wahlkampf von Oberbürgermeisterin Christa Meier (SPD) seien ähnliche Vorwürfe erhoben gegen die Pressestelle worden. Freilich war Frau Knott damals noch nicht die Leiterin derselben. Und Chef ist letztlich der Oberbürgermeister.
Neu ist die Kritik nicht. Mehrmals hat die SPD schon den Wahlkampf-Charakter einiger Mitteilungen der Pressestelle kritisiert. Unter anderem waren CSU-Fotos von einem Faschingsball mit Bürgermeisterin Petra Betz vom eigentlich zur Neutralität verpflichtetem Sprachrohr der Verwaltung an die Medien versandt worden.
Ein bedenkliches Licht auf die vermeintliche Neutralität der städtischen Pressestelle wirft eine Aussage, die SPD-Spitzenkandidat Joachim Wolbergs am 2. Februar gegenüber unserer Zeitung gemacht hat. Im Zuge der Berichterstattung des Veranstalters und Herausgebers der „Stadtzeitung”, Peter Kittel, der vermeintliche Verfehlungen von Wolbergs als Geschäftsführer der Alten Mälzerei „aufdeckte”, hatte sich der SPD-Kandidat an die städtische Pressestelle gewandt.
Von dort bekam Wolbergs, laut eigener Aussage, zu hören: „Wir wissen, dass da nichts dran ist, aber wir dürfen nichts machen. Das ist Chefsache.” Der „Chef” ist Oberbürgermeister Hans Schaidinger. Dementiert hat er diese Aussage von Wolbergs bis heute nicht. In der aktuellen Stadtzeitung werden erneut Vorwürfe gegen Wolbergs erhoben.