Im Interview mit uns redet der SPD-Hoffnungsträger Wolbergs Tacheles
Selbst Funktionäre der SPD bezeichnen manche Wolbergs-Plakate als „peinlich”, lästern über Wolbergs’ vermeintlich gefühlte Nähe zum Oberbürgermeister und erteilen seinem Wahlkampf das Prädikat „windelweich”. Spricht man Joachim Wolbergs darauf an, wird der Hoffnungsträger der SPD zunächst ein wenig ruhig, schaut sich in seiner Kneipe, dem Cartoon, ein wenig um und meint schließlich: „Das ist mein Stil und die Wahl wird zeigen, ob der eine Mehrheit findet.” Zu einem Mantra ist dieser Satz schon für ihn geworden. Und auch das was folgt. Mit Sachthemen wolle er punkten, nicht mit Schlägen unter die Gürtellinie. Nicht zuletzt deshalb habe er im beginnenden Wahlkampf einen „Ehrenkodex” – keine persönlichen Angriffe – vorgeschlagen.
Die CSU lehnte dankend ab. Kurz darauf machte sich die „Stadtzeitung” des allseits verspezelten Veranstalters Peter Kittel – er und Wolbergs sind schon seit Jahren verfeindet – daran, vermeintliche Verfehlungen von Wolbergs als Geschäftsführer der Alten Mälze „aufzudecken”. Abgesehen von Verstößen gegen die Vereinssatzung, die Wolbergs von Anfang an eingeräumt hatte, kam nichts dabei heraus. Hängen geblieben ist aber so Einiges am Sozi-Hoffnungsträger. „Der hat den Ehrenkodex nur vorgeschlagen, damit das nicht raus kommt” oder „Der ist ja nett, aber hat nicht einmal seine Mälze im Griff” hört man immer wieder, vorzugsweise von CSU-Funktionären. Hat da die CSU ihre Finger mit im Spiel? So weit will Wolbergs nicht gehen. Aber es nervt, dass manche CSU-Stadträte Kittel regelrecht um den Hals fallen, wenn sie ihn bei offiziellen Terminen treffen. „Wenn die Rückgrat hätten, würden sie mit dem Kittel nicht immer wieder Geschäfte machen (Zuletzt geschehen beim Welterbefest. Anm. d. Red.).” Sollte Wolbergs Oberbürgermeister werden, „würde ich dem niemals einen Auftrag erteilen. Und sollten mich Gesetze dazu zwingen, würde ich alles tun, um diese zu umgehen.” Freilich nicht wegen ihm, wie Wolbergs sagt, „sondern weil Kittel seit Monaten den Kulturreferenten anpisst.”
Und weil wir gerade so gemütlich beeinander sitzen im Cartoon, legt Wolbergs noch ein wenig nach.
Neue Mehrheit, neuer Stil? Wolli übt Kritik an Schaidinger
Joachim Wolbergs ist genervt. Das sieht man ihm an. „Alle, die meinen, irgendeine Rechnung begleichen zu müssen, melden sich beim Kittel.” Doch das ist nicht das Ärgerlichste. Als Vorwürfe gegen Wolbergs wegen undurchsichtiger Geschäfte in der Mälze via Stadtzeitung erhoben wurden, sei ihm von der Stadt mündlich relativ schnell bestätigt worden, dass da nichts dran sei. Bis es eine offizielle Verlautbarung von der Pressestelle gab, dauerte es. Begründung: „Mir wurde gesagt, sie dürften nichts machen. Das sei Chefsache.” Der „Chef” ist OB Hans Schaidinger. Das Tischtuch zwischen Wolbergs und ihm sei seit dem Donaumarkt-Entscheid zerschnitten: „Er hat mich einfach im Regen stehen lassen.” Schaidinger hatte nach dem Entscheid geäußert, er habe eine Ablehnung ohnehin erwartet, zog sich damit weitgehend aus der Affäre und statt der Loser-Connection Schaidinger-Wolbergs blieb ein einsamer Loser Wolbergs zurück. Der diente mit seinen Attacken gegen Donaumarkt-Gegner der CSU als Prellbock. „Dafür habe ich mich aber entschuldigt”, sagt Wolbergs hastig.
Denn genau das ist es, was ihn am OB nervt: „Der entschuldigt sich nie. Der macht nie Fehler und der weiß sowieso immer alles.” Der Grund ist für Wolbergs klar: Sowohl in seiner Partei wie in der Verwaltung sei Schaidinger „von zu vielen Ja-Sagern umgeben”. Der OB wolle keine kritischen Berater. „Deshalb hat er in seiner zweiten Amtsperiode abgehoben. Wenn er nicht mehr zum Oberbürgermeister gewählt wird, geht Schaidinger sowieso von der Fahne.” Doch, der Donaumarkt-Entscheid hat’s gezeigt: Auch Wolbergs schießt gern übers Ziel hinaus, hebt gerne ab.
Wie will er das vermeiden, sollte er tatsächlich Oberbürgermeister werden? Es gibt kaum ein politisches Amt, das so viel Macht und Verantwortung in die Hand einer Person legt. „Ich will kritische Berater um mich haben. Solche, die es gut mit mir meinen und mir sagen, wenn ich Fehler mache.” Einer davon soll sein Vater sein („Mein größter Kritiker.”). Einen Ältestenrat mit Mitgliedern aus allen im Stadtrat vertretenen Parteien will er einrichten, so er die Wahl gewinnt. Und: „Bei den Stabsstellen in der Verwaltung wird es einige Veränderungen geben.” „Neue Mehrheit, neuer Stil”, lautet der aktuelle Plakat-Slogan der SPD.
Wie soll er aussehen, dieser „neue Stil”? Dinge mit offenem Ausgang diskutieren, Probleme nicht kleinreden, sondern problematisieren, Gräben zuschütten, mit jedem reden – das sind Wolbergs’ wohlklingende Botschaften. „Bei der Diskussion um den Bundeswehrstandort hat Schaidinger gemerkt, dass es ganz gut sein kann mit Horst Meierhofer zu reden.” Zuvor hatte der OB sich über Monate einem Gespräch mit dem FDP-Bundestagsabgeordneten verweigert. Zu heftig waren die Debatten beim Donaumarkt-Entscheid dem Oberbürgermeister gewesen. „Die CSU muss endlich mal lernen, das Engagement anderer auch anzuerkennen.” Im Moment gelte für die CSU das Motto: „Das haben wir schon gemacht. Das machen wir schon noch. Wir waren besser und wir sind besser.”
Als besonders ärgerliches Beispiel dafür sieht Wolbergs den Vorschlag für eine Otto-Schwerdt-Straße. Der kam von ödp-Stadtrat Eberhard Dünninger. Die CSU legte einen ähnlich lautenden Antrag nach und veröffentlichte diesen auf der ersten Seite ihrer Wahlkampfzeitung – ohne Erwähnung Dünningers. Der hat sich geärgert, sagt dazu aber nichts (Dünninger zu regensburg-digital: „Das ist kein Wahlkampfthema.”). Wolbergs schon. „Herr Dünninger hat viel für die Stadt geleistet. Das war seine Idee. Das ist sein Verdienst und das soll man ihm zugestehen. Aber: So etwas kann die CSU nicht. So etwas kann der OB nicht.” Eines habe er mit Schaidinger gemeinsam: „Wir vertreten feste Meinungen zu den Themen in der Stadt. Auch wenn sie den Bürgern mal nicht gefallen. Das tun viele andere nicht.” Wenn es nicht immer dieselbe Meinung ist, wie die der regierenden CSU, tritt vielleicht doch nicht ein, was auch in Wolbergs Einschätzung passieren könnte: „Dann heißt es: Wir wählen lieber das Original.” Und Wolbergs hat wieder mehr Zeit für seine Arbeit im Cartoon.