Am Donnerstag wurde die zweitägige Jahrestagung der „Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde e.V.“ (DGO) eröffnet. Thema im großen Runtingersaal in Regensburg: „Lehren aus der Krise. Gesellschaft, Institutionen und Werte im Osten Europas”.
„Regensburg ist keine hässliche Stadt. Man kann sich hier ganz schön wohl fühlen.“ Oberbürgermeister Hans Schaidinger (CSU) fällt es sichtlich schwer, seine Nervosität zu verbergen. Vor ihm im Raum sitzen gut 80 Vertreter aus allen Bereichen der Wissenschaft: Soziologen, Ökonomen und Politikwissenschaftler haben sich hier versammelt, um die ersten Stunden der Jahrestagung zu zelebrieren. Der OB hat die undankbare Aufgabe, den letzten Punkt des Abends zu gestalten: Als Vertreter der Stadt Regensburg soll er den Empfang mit einer Rede abschließen. Hier die richtigen Worte zu finden, ohne sich bloß zu stellen, fällt ihm schwer. Darum verzichtet er heute Abend auf aktuelle Politik und schweift ins Historische ab; betont die Rolle der Stadt Regensburg im 11. Jahrhundert, als Handelsplatz für Waren aus Osteuropa und die symbolträchtige Bedeutung des Runtingersaals für dieses Ereignis. Er will Werbung machen, hofft darauf, dass die Tagung ein zweites Mal in Regensburg stattfindet. Die permanenten Wiederholungen seiner zentralen Botschaft scheint aber nicht jeden in Ekstase zu versetzten und so wünscht er zum Abschluss für den Veranstaltungszeitraum schlechtes Wetter, damit es den Anwesenden es nicht so schwer falle, sich vom Rest der Welt abzuschotten und auf einen Rundgang durch das schöne Regensburg zu verzichten.
Rita Süssmuth, Präsidentin der DGO, eine kleine, zierlich Frau im rosaroten Kostüm, bedankt sich bei Schaidinger für die Rede und freut sich auf die kommenden Diskussionen am nächsten Tag. Alle klatschen, damit ist der Abend vorerst beendet. Einige bleiben noch fürs Buffet. Wahrscheinlich können sie nicht auf morgen warten und begrüßen den ein oder anderen von weit her angereisten Kollegen. Unter denen, die gehen ist auch Sarah Weltecke (25). Sie studiert Politikwissenschaft und ist extra aus Tübingen angereist, um Informationen für ihre Magisterarbeit zu erhalten. „Ich fand den Abend sehr interessant, aber es wäre auch kürzer gegangen. Da war eine dreiviertel Stunde Inhalt und eine Stunde Leere.“ Auch die „Uniwerbung” von Rektor Thomas Strothotte, am Anfang des Abends, hat ihr sichtlich missfallen. „Da spricht er vom integrativen Austauschprogramm Secondos und betont, dass nur Studenten mit einen Abiturdurchschnitt von mindestens 2,5 genommen werden. Er und der Bürgermeister sind leicht zu durchschauende Ultra-Konservative. Etwas mehr Selbstironie hätte bestimmt nicht geschadet.“ Regensburg scheint ihr aber dennoch zu gefallen. Sie will ihren Aufenthalt bis Samstag verlängern, um sich die Stadt anzuschauen.
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