„PRO Bayern“: Rechtspopulisten-Treffen in Rechberg
Die meisten Plätze blieben leer.
Die Bürgerbewegung „PRO Bayern“ hatte am 2. April in den Veranstaltungssaal des Rechberger Hofs (Rechberg, Landkreis Regensburg) zur „Großveranstaltung“ geladen. Mehr als 200 Teilnehmer und Teilnehmerinnen wurden erwartet. Eingefunden haben sich gut 50 Personen, überwiegend männlich und jenseits der 60.
Das sogenannte „1. Politischen Frühjahrestreffen“ war eine gemeinsame Veranstaltung von „PRO Bayern“ und dem „Bündnis für Freiheit und Demokratie (BFD)“. Beide Vereine lassen sich dem rechtspopulistischen Milieu zuordnen. „PRO Bayern“ ist ein Ableger der aufkommenden Pro-Bewegungen, während das „Bündnis für Freiheit und Demokratie (BFD)“ ein Sammelbecken für rechte Parteien und Vereine sein soll.
Zu Gast: Volksverhetzer und Neonazis
Als Gast konnten die Veranstalter unter anderem Gert Sudholt begrüßen. Der Inhaber des rechtsnationalistischen Druffel-Verlags ist wegen Volksverhetzung vorbestraft und vertreibt mit seiner „Verlagsgesellschaft Berg“ überwiegend geschichtsrevisionistische und wehrmachtsverherrlichende Publikationen. Im Rechberger Hof präsenterte Sudholt eine Auswahl seiner Publikationen.
Ebenfalls bei der Veranstaltung anwesend war Benjamin Boss aus Amberg. Boss ist führender Aktivist der neonazistischen Kameradschaft „Nationaler Widerstand Amberg“ und war eine der führenden Figuren bei einer neonazistischen Demonstration im November 2010 in Sulzbach-Rosenberg. Hierbei kam es zu einem Ausbruch der Neonazis aus einem Polizeikessel. Sie zogen randalierend durch die Kleinstadt und griffen wahllos Antifaschist_innen an.
Neben den regionalen „PRO Bayern“-Aktivisten waren auch Kader aus diversen rechten Kleinstparteien als Redner vertreten. Moderiert wurde das Treffen vom Regenstaufer Manfred Fischer, der den Posten des Generalsekretärs von „PRO Bayern“ inne hat und BFD-Geschäftsführer ist.
Die Pro-Bewegung – eine harmlose Bürgerbewegung?
Die Pro-Bewegung ist eine neuere Erscheinungsform der extremen Rechten. Die erste von ihnen formierte sich 1996 in Köln. Hier ist Markus Wiener ein führender Kopf. Wiener stammt aus Wörth an der Donau, war in Regensburg Aktivist bei der extrem rechten Prager Burschenschaft Teutonia und ist Bruder von Willi Wiener, ehemals NPD-Chef in Regensburg und der Oberpfalz.
Aus „PRO Köln“ ging „PRO NRW“ hervor. Diese Vereinigung konnte bei Wahlen in mehrere Stadträte und Kreistage einzuziehen.
Auf diese Wahlerfolge hofft auch „PRO Bayern“. Dabei geht man wie die Vorbilder in Köln und Nordrhein-Westfalen vor. Man gibt sich als lokale bzw. regionale Bürgerbewegung, grenzt sich scheinbar von der NS-verherrlichenden und antisemitischen Rechten ab und tarnt Rassismus als „Islamkritik“.
Tatsächlich geht es bei der „Islamkritik“ der Rechtspopulisten aber eben nicht um eine notwendige Auseinandersetzung mit Demokratie- und Emanzipationsfeindlichkeit oder religiösen und antisemitischen Fundamentalismus. Relativ unverholen werden Muslime rassistisch abgewertet.
Was früher „Deutschland den Deutschen – Ausländer raus“ hieß, nennt sich heute „Freiheit statt Islam“ . Vorurteile und Ängste gegenüber dem Islam werden in eine rassistisch-religiös verbrämten Kulturkampf kanalisiert.
Das Oberverwaltungsgericht Münster bescheinigt den Rechtspopulisten der Pro-Bewegung (…) mit pauschalisierenden, plakativen Äußerungen (…) Ausländer wegen ihrer Abstammung und/ oder Religionszugehörigkeit ausgrenzend und als kriminell sowie nicht integrierbar (…)“ darzustellen.
Auch die europaweite Vernetzung von „PRO Bayern“ spricht eine deutliche Sprache. Auf der Internetseite werden andere extrem rechte und völkische Parteien aus Europa verlinkt, so zum Beispiel ein Ableger der Lega Nord aus Italien, der niederländische Vlaams Belang, die FPÖ aus Österreich und die Schweizer SVP (Schweizer Volkspartei).
Letztere geniest innerhalb der europäischen Rechten einen hohen Stellenwert. Die SVP schaffte es via Volksabstimmung mit ihrer sogenannten „Ausschaffungsinitiative“, dass rechtmäßig in der Schweiz lebende ausländische Staatsbürger, die rechtskräftig verurteilt wurden, abgeschoben werden.
Für die Kampagne warb die Partei mit dem so genannten „Schäfchenplakat“, das von der UNO als rassistisch eingestuft wird. Auch die NPD und andere rechte Parteien übernahmen das Plakat für ihren Wahlkampf.
„PRO Bayern“ fordert in einem Artikel auf ihrem Blog die „Ausschaffungsinitiative“ auch in Deutschland. Wie beim großen Vorbild aus der Schweiz werden komplexe Probleme in nationalistischer Manier vereinfacht. So fordert „PRO Bayern“, dass 95 Prozent der asylberechtigen Migranten und Migrantinnen, abgeschoben werden sollen, da sie in ihren Herkunftsländern nicht politisch verfolgt würden. Einen fundierten Beweis zu dieser These erbringt „PRO Bayern“ nicht.
Aus der Stammtischparole „Ausländer raus“ wird heute „Kriminelle Ausländer raus“ – gemeint ist aber das Gleiche.
Viele Anknüpfungspunkte zur NPD und anderen rechten Parteien
Obwohl sich die Pro-Bewegungen formal von den „Extremisten“ der NPD und DVU abgrenzen, ist ihre politische Heimat klar an ihren Kadern auszumachen.
Der Vorsitzende von „PRO Bayern”, Rüdiger Schrembs, war noch bis zum Sommer 2007 Vorstandsmitglied der bayrischen NPD. Zusätzlich war er in der extrem rechten Organisation „Deutsche Liga für Volk und Heimat” organisiert. Diese hat in den 90er Jahren ein Kopfgeld auf eine von Abschiebung bedrohte und untergetauchte Frau ausgesetzt.
Bei einer neonazistischen Demonstration 2007 in Nürnberg trat Schrembs als Redner auf. Im Jahr 2009 wurde er vom Landgericht München wegen homophober Hetze in der Wahlwerbung für „PRO München“ zu einer Geldstrafe zu 2.100 Euro verurteilt. Bei der Veranstaltung im Rechberger Hof hielt Schrembs eine Rede zum Thema „Sozialer Patriotismus ist Fortschritt!“.
Ein weiterer Kader von „PRO Bayern“ ist Stefan Werner. Er ist Jugendbeauftragter bei „PRO Deutschland“ und verantwortet den Intenetauftritt von „PRO Bayern“. Seine politischen Wurzeln hat Werner bei der NPD und der Deutschen Partei. 2005 trat er für die NPD München bei der Bundestagswahl an.
Als Schatzmeister für „PRO Bayern“ tätig ist der Passauer Zahnarzt Oskar Atzinger. Dieser war knapp 15 Jahre Mitglied bei den Republikanern. 2008 wurde er aus der Partei ausgeschlossen,unter anderem deshalb, weil er 2003 in Passau eine Kundgebung mit einer Vertreterin der NPD Niederbayern abhielt. Atzinger wurde 2008 in den Passauer Kreistag gewählt, dort vertritt er seit kurzem „PRO Bayern“.
Wirt: Warnungen „nicht so ernst“ genommen
Der Betreiber des Rechberger Hofs hat sich nachträglich von der Veranstaltung distanziert. Unter „PRO Bayern“ wurde zwar für Samstag der Saal reserviert, allerdings habe er nicht gewusst, welche Gruppierung dahinter steckt. Warnungen im Vorfeld habe er „nicht so ernst“ genommen. Sollte „PRO Bayern“ erneut seine Räumlichkeiten nutzen wollen, werde er ihnen das verwehren, so der Wirt.
Dass dies auch im Vorraus geht, zeigt ein Beispiel aus München: hier wollte im Oktober 2007 die ansässige Pro Bewegung eine Saalveranstaltung abhalten. Kurzerhand wurden ihnen am selben Abend von den Gastronomen das Treffen in ihren Räumlichkeiten untersagt.
„PRO Bayern“: Rechtspopulisten-Treffen in Rechberg (regensburg-digital.de, 11.04.2011) « Rechtspopulismus stoppen
| #
[…] … Eingefunden haben sich gut 50 Personen, überwiegend männlich und jenseits der 60. Das so… […]
Roland Hornung
| #
Glückwunsch, Herr Mathias Roth, und natürlich auch an Frau Kollegin Christiane Plank ! Ich wusste gar nicht, dass solch gute Seminare durchgeführt werden.
Inhaltlich ist es natürlich ein schwierige, aber sehr notwendige ” Gratwanderung “, einerseits nicht rassistisch abwertend zu sein, andererseits aber auch den – leider häufigen und sehr aggressiven- arabisch-islami – schen Antisemitismus deutlch zu thematisieren !
Ihr Roland Hornung
Twix Raider
| #
Semantisch ist die Polarisierung hochinteressant, das linke Lager benutzt die Präfix “Anti”, zu der es keine Entsprechung gibt. Materie ODER Antimaterie, eine Co-Existenz ist ausgeschlossen. Mehr noch, anti ist (jetzt kommt das Unwort) alternativlos, es impliziert gegenseitige Zerstörung. Ein negativ besetzter Begriff, keine gute Wahl, “wer nicht für uns ist, ist gegen uns!” wirkt unsympathisch. Das rechte Lager gibt sich jetzt sprachlich kompromissbereiter, schliesslich heisst es Pro UND Contra, das klingt nach Dualismus im Sinne von Leben und leben lassen. Natürlich nicht pro Faschismus oder Nationalsozialismus, man wählt einen politisch wertfreien Begriff wie Bayern. Pro suggeriert Schutz desselben, das wirkt symphatisch. Sehr geschickt, man umgeht im Namen einen aussagekräftigen Standpunkt, der ggf. widerlegt werden könnte. Pro Bayern kann nicht hinterfragt werden, weil es nichts bedeutet. Diese Prinzip hat DIE PARTEI ad absurdum geführt, die ist auch eine reine Interpretationssache. Jetzt bitte alle nachsprechen: Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose…
PS: Die Antifa ist mir nicht wegen ihrer Präfix unsympathisch, sondern wegen ihres Chauvinismus. Ich habe schon oft mit Anhängern diskutiert, Kritik an ihrer angeblich überlegenen Moral UND Intelligenz wurde früher oder später mit Dogmen erschlagen, Alternativvorschläge für die Taktik bei Gegendemos (Den Gegner nicht niederbrüllen, sondern irritieren und/oder der Lächerlichkeit preisgeben etc.) nicht gehört. Oder verstanden, weil man die eigene Propaganda schon zu sehr verinnerlicht hat. Irgendwann habe ich aufgegeben und mich dem Zynismus verschrieben, es sitzt sich immer noch besser ZWISCHEN zwei Folterstühlen.
Christiane Plank
| #
Danke für das Lob, das aber ganz alleine dem Verfasser des Beitrages, Herrn Roth, gilt: Er hat in Absprache mit regensburg-digital dieses Thema ausgewählt und verfasst. Mein Seminar bietet lediglich den Rahmen dazu, indem Studierende die Möglichkeit erhalten sollten, Einblicke in die Schreibpraxis zu bekommen.
Roland Hornung
| #
Liebe Frau Kollegin,
hallo !
Aber gerade diese Chance, dieser Rahmen, ist ja schon sehr lobenswert und wichtig !
Ihr Roland Hornung
Kein Platz für Nazis » Pressemitteilung
| #
[…] Bei Gründungsveranstaltungen von „Pro Bayern“ im April 2011 im Landkreis Regensburg waren auch Nazis wie Benjamin Boss Aktivist der Kameradschaft „Nationaler Widerstand Amberg“ und der wegen Volksverhetzung vorbestrafte Inhaber des rechtsnationalistischen Druffel-Verlags Gert Sudholt anwesend (regensburg-digital.de/rechtspopulisten-treffen-in-rechberg ). […]
Rassisten-Treff in Regenstauf | Regensburg Digital
| #
[…] April 2011 fand unter Fischers Ägide ein Treffen von „Pro Bayern“ in Rechberg im Landkreis Regensburg statt. Mit dabei: Benjamin Boss, Aktivist der neonazistischen Kameradschaft „Nationaler […]
Rassisten beschimpfen Rassisten | Dontyoubelievethehype
| #
[…] im April 2011 waren sowohl Werner wie auch Fischer gemeinsam bei einem Treffen von Rechtspopulisten, Neonazis und Volksverhetzern anwesend, zu dem irgendein „Pro Bayern“ nach Rechberg im Landkreis Regensburg geladen hatte. […]