26 Jan2009
„KZ-Außenlager ist keine Wohn-Oase“
Am 27. Januar 1945 wurden die Überlebenden das KZ Auschwitz-Birkenau von den Truppen der Roten Armee befreit. 1996 wurde dieser Tag von Bundespräsident Roman Herzog zum offiziellen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus erklärt. Seit 2005 ist der 27. Januar auch internationaler Holocaustgedenktag. Alljährlich findet aus diesem Anlass in Regensburg eine Gedenkveranstaltung statt (siehe Termin-Leiste rechts). Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) hat diesen Tag genommen, um auf den Umgang der Stadt mit dem ehemaligen KZ-Außenlager Colosseum hinzuweisen. Wir veröffentlichen einen offenen Brief, den die Regensburger Kreisvorsitzende der VVN, Luise Gutmann, an die Stadtratsfraktionen geschrieben hat.
Sehr geehrte Damen und Herren!
In der Nacht zum 23. April traten 400 Gefangene ihren Todesmarsch von Stadtamhof über die Steinerne Brücke ins Ungewisse an. Getrieben von der SS und ihrem Oberscharführer Ludwig Plagge. Unter dem Kommando des berüchtigten Auschwitzmörders Plagge wurden in Regensburg über 65 Gefangene zu Tode gequält.
Bis heute erinnert keine Gedenktafel an das Leiden und Sterben der Menschen im ehemaligen Außenlager des KZ Flossenbürg.
Im Juli 2008 beschloss der Kulturausschuss, mit den Besitzern des Colosseum Kontakt aufzunehmen und auf eine Gedenktafel am Gebäude hinzuwirken. Die Mitglieder des Kulturausschusses waren sich in ihrem politischen Willen einig, dass die gegenwärtige Form des Gedenkens unwürdig ist. Der ohne Bezug auf das Colosseum platzierte Gedenkstein, versteckt zwischen Bäumen, Fahrrädern und Hundedreck, sei nicht angemessen.
Im November 2008 nahm der Kulturausschuss der Stadt Regensburg zur Kenntnis: Der Eigentümer des Colosseums, Michael Durach, Mitinhaber des Senfherstellers Develey und CSU-Stadtrat in Unterhaching, ist gegen die Anbringung einer Gedenktafel am Gebäude. Unternehmer Durach ließ wissen, er befürchte eine „Verschlechterung der Wohnqualität“ im Colosseum und randalierende Gruppen.
Wir stellen dazu fest: Das ehemalige KZ-Außenlager Colosseum ist keine Wohn-Oase. In Kenntnis der Geschichte des Hauses, verließen bereits Bewohner den Ort von Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Es ist nicht hinnehmbar, dass ein Hauseigentümer die sichtbare Erinnerung an Opfer von Naziverbrechen verzögert oder gar verhindert.
Wir fordern die Anbringung einer Gedenktafel am Ort des Geschehens, am Colosseum. 64 Jahre nach dem Todesmarsch der Gefangenen ist es nicht zu früh, diese 25 Jahre alte Forderung umzusetzen und den Beschluss des Kulturausschusses vom Juli 2008 zu verwirklichen.
Mit freundlichen Grüßen
Luise Gutmann
jean partout
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Jetzt bin ich aber schockiert! Ich dachte immer, dass nur Antifaschisten Mitglied bei der CSU werden dürfen.
victor lustig
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wie kleinkariert, kaltherzig und jämmerlich.
was wäre denn dabei, als besitzer die geschichte des hauses anzunehmen und an das leid der menschen mit einer gedenktafel zu erinnern?
die vorgebrachten gründe kann ich nicht nachvollziehen, mir scheinen sie scheinargumente zu sein.