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„Durchlaucht! Ist das durchdacht?”

Völlerei ist eine der Sünden, die auf einer Wandmalerei im Kapitelsaal von Schloss St. Emmeram zu sehen sind. Werden die Hotelpläne des fürstlichen Hauses in der derzeitigen Form umgesetzt, entsteht hier der Frühstückssaal und die Gäste dürfen – über den Gebeinen des Mönchs Johann Baptist, der unter dem Saal begraben liegt – völlern. Das ist nur einer der Kritikpunkte gegen die Hotelpläne des fürstlichen Hauses. Der altehrwürdige Historische Verein hat eingeladen, um – wie es der Vorsitzende Dr. Martin Dallmeier ausdrückte – „eine sachliche Plattform zu bieten”.

„Es wäre schön, wenn die Stadt mit einer Informationsveranstaltung auf die Bürger zugegangen wäre”, bedauert Benedikt Suttner. Denn das Interesse ist groß. An die 150 Leute sind gekommen, die mal raunend, mal unter „Buh”-Rufen, rund drei Stunden den Vorträgen verschiedener Experten zum Thema Schlosspark zuhören. Und auch wenn Leute wie Dr. Peter Morsbach von den Altstadtfreunden für ihren kultivierten Ton bekannt sind, wählen sie heute deutliche Worte.
Fürstin Gloria bei den Schlossfestspielen. Ansonsten lässt sich Durchlaucht immer seltener in Regensburg blicken.	Foto: Staudinger
„Gesunde Orte fürs Volk, weg von den teuren Vergnügungen des Stadtlebens” – das waren Parks und Grünanlagen für die Fürsten der Aufklärung, weiß Dr. Peter Morsbach zu berichten. Und er wird etwas lauter, als er anfügt: „Außerdem sollte das Grün die Leute friedlicher machen. Ich rate, nicht noch mehr Grün in der Altstadt zu zerstören.” Dafür gibt es Beifall. Denn wieviel Grün in den letzten dreißig Jahren schon Stück für Stück städtischen Planungen im Weg stand und weichen musste, hat zuvor Peter Streck vom Bund Naturschutz erzählt. 600 Bäume waren es allein im Gebiet rund um Albertstraße und Galgenbergbrücke. „Unter diesem Gesichtspunkt muss man es sehen, wenn immer von ,nur ein paar Bäumen’ die Rede ist.” Stück für Stück werde das Grün in der Altstadt weniger.

Streck: „Die Leichtigkeit mit der die Stadt die Erhaltung ihres Grüns Investoreninteressen unterordnet ist schon bemerkenswert.” So auch im Fall der geplanten Hotelgarage im Schlosspark. 47 Bäume müssen weg. Dafür soll es Ausgleichspflanzungen geben, zum Beispiel auf der Papstwiese (Gelächter). Doch die helfen wenig, betont Ernst Seidemann, der vom Landesbund für Vogelschutz gekommen ist, und von der Artenvielfalt des Parks spricht. Für einen alten Baum müssten 2.000 neue gepflanzt werden, um diese zu erhalten. Kostenpunkt: 150.000 Euro.
Ein Alternativvorschlag der Kritiker, die Garage an der Margaretenstraße zu bauen wird ignoriert. Obwohl sich das Gelände ebenfalls in fürstlichem Besitz befindet und dort keine Bäume weichen müssten.

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Protestiert wird mittlerweile seit Oktober, Entgegenkommen oder Diskussionsbereitschaft vom Fürstenhaus oder der Stadt gibt es nicht, erzählt Benedikt Suttner von der Initiative „Rettet den Schlosspark”. Ein Bürgerantrag – abgelehnt. Ein Vorschlag zur Erweiterung der Altstadtschutzsatzung aufs Naturerbe – abgelehnt. Einwände aus denkmalpflegerischer Sicht – egal. Juristische Zweifel – ach was. Angst ums Welterbe – unbegründet, wird gesagt.

Die Kritik richtet sich zunehmend auch gegen die Hotelpläne insgesamt. Morsbach: „Man hat den Eindruck, dem fürstlichen Haus wird etwas genehmigt, was sich sonst keiner erlauben dürfte.” Die Fürstenfamilie habe sich spätestens mit dem Hotelbau „aus Regensburg verabschiedet. Sie kann als Geschichte betrachtet werden.” Dass ein Hotel und die damit verbundenen Einnahmen den Erhalt des Schlosses garantieren sollen, bezweifelt Morsbach. „Die Rentabilität ist nicht darstellbar”, sei ihm von verschiedenen Seiten bestätigt worden. Trotzdem genehmigte das Amt für Denkmalspflege das fürstliche Bauvorhaben unter anderem mit Begründung: Erhalt des Schlosses.

Heimatpfleger Werner Chrobak nimmt sich die konkreten Planungen vor. Er legt die Pläne fürs Hotel auf den Projektor. Die sind gespickt mit Punkten – rot für Abbrüche, gelb für Einbauten. Schlossflügel für Schlossflügel, Punkt für Punkt geht Chrobak die Folien durch. Sein Fazit – „Unser Nationalheiligtum wird zu drei Viertel in seiner Substanz verändert” – wird wieder mit Raunen quittiert.

Heidrun Stein-Kecks, Professorin für Kunstgeschichte: „Mir verschlägt es die Sprache.” Der Kapitelsaal, über den sie genauestens Bescheid weiß, soll Frühstücksraum im Hotel werden. Und während sie berichtet, dass dort einst Mönche beichteten, beteten und Buße taten, dass darunter die Gebeine eines alten Mönchs liegen, wünscht sie den Gästen schon mal: „Guten Appetit.”

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