31 Jan2008
„Der Zerfleischungsfaktor” kehrt Sozis den Rücken
Schindler verlässt die Partei/ Wird Tonio Walter Altstadt-Chef?
Die Kritik hat gewirkt. Nachdem breite Teile der Altstadt-SPD Kurt Schindlers Untätigkeit im laufenden Wahlkampf, mangelnden Informationsfluss und Verstöße gegen die Satzung (die letzte Vorstandssitzung fand vor knapp einem Jahr statt) öffentlich moniert haben, hat der langjährige Vorsitzende die Konsequenzen gezogen. Er legt den Vorsitz nieder und verlässt die SPD.
Ausschlaggebend für diesen Schritt dürfte letztlich das Bekanntwerden seines Kandidatur-Versuchs bei den Freien Wählern (Wochenblatt digital berichtete exklusiv am 24. Januar) gewesen sein. Gemeinsam mit Schindler legten zwölf weitere Mitglieder des Vorstands ihre Ämter nieder, zehn von ihnen verließen mit ihm die Partei. Darunter auch Dr. Michael Hocke. Er war als potentieller Nachfolger Schindlers für den Ortsvorsitz gehandelt worden.
Damit ist der Vorstand auf zwei geschrumpft: Thomas Kube und Tonio Walter, einst Konkurrent von Joachim Wolbergs im Rennen um die OB-Kandidatur. Am 19. Februar wird ein neuer Vorstand gewählt. Das bestätigte Wolbergs gestern gegenüber unserer Zeitung. „Mir wäre es am Liebsten, wenn jemand antritt, der diesen Ortsverein eint.” Den Austritt Schindlers scheint Wolbergs nicht wirklich zu bedauern. Bei der Aufstellung der Stadtratsliste war Schindler in zwei Kampfkandidaturen unterlegen (Wolbergs: „Damals habe ich mich für ihn eingesetzt.”). Kurz darauf verließ er die Fraktion. „Margit Wild (SPD-Vorsitzende, d. Red.) und ich haben vor knapp zwei Monaten mit ihm geredet”, erklärt Wolbergs. „Danach war klar, er wird gehen. Ich wollte Ruhe und dass wir keine Mitglieder verlieren.” Das ist nicht ganz gelungen.
Schindlers Austritt zog sich hin. Mittlerweile haben 45 Mitglieder der Altstadt-SPD den Rücken gekehrt. Entsprechend reagiert Tonio Walter auf Schindlers Schritt: „Der Selbstzerfleischungsfaktor hat uns verlassen.” Dass Walter für den Vorsitz kandidieren wird, gilt als sicher. Wolbergs meint dazu: „Es ist bekannt, dass wir keine Spezln sind, aber ich will ihm auch nichts Böses.” Im Wahlkampf arbeite man gut zusammen. Wolbergs wird die Neuwahlen leiten, will sich aber ansonsten raushalten. „Ich sehe kein Verwerfungspotential mehr bei der Altstadt-SPD.”
Einen Seitenhieb gibt es für die Ausgetretenen: „Sozialdemokratie hat etwas mit Überzeugungen zu tun und nicht mit dem Platz auf einer Stadtratsliste.”