Zeitungsbericht: 14 Millionen für ein Hotel auf Vorrat
Um einen Hotelstandort für das Kultur- und Kongresszentrum zu sichern, hat die Stadt Regensburg das frühere HVB-Gebäude an der Maximilianstraße erworben. Einem Bericht des Ostbayern-Kurier zufolge zu einem äußerst stolzen Preis. Außerdem gibt es Probleme mit Formaldehyd.
Die Entscheidung fiel schon vor längerem: Um ein Kultur- und Kongresszentrum auf dem Ernst-Reuter-Platz unterbringen zu können, braucht die Stadt Regensburg ein Hotel in unmittelbarer Nähe. So sollen dem ohnehin schon arg lückenhaften Alleengürtel weitere Eingriffe erspart bleiben.
Schätzwert: elf Millionen, Kaufpreis: 14 Millionen
Ende 2014 fasste deshalb der Stadtrat den Grundsatzbeschluss, das frühere HVB-Gebäude in der Maximilianstraße 26, jahrelang Firmensitz der Kapitalgesellschaft GKM des Kapfelbergers Reinhard Listl, zu erwerben – auf 1.900 Quadratmetern Grundstücksfläche sind dort rund 5.000 Quadratmeter Büroräume untergebracht. „Das Grundstück hat strategische Bedeutung für die Stadtentwicklung und wird seine Werthaltigkeit auch in Zukunft behalten“, begründete Wirtschafts- und Finanzreferent Dieter Daminger damals die Entscheidung für den Kauf.
Kürzlich hat die Stadt diesen Beschluss nun umgesetzt. Einem Bericht des monatlich erscheinenden Ostbayern-Kurier zufolge lag die Kaufsumme bei rund 14 Millionen Euro. Ein stolzer, wenn nicht überhöhter Preis. So schreibt das Blatt:
„Branchen-Insider taxieren den Gebäudewert auf etwa elf Millionen Euro. Zum Gebäudewert habe kein Gutachten vorgelegen.“
Gutachten: Erhöhte Formaldehyd-Werte
Neben dem hohen Kaufpreis dräut nun weiteres Ungemach. Ein Gutachten bescheinigt dem Gebäude, in dem mehrere städtische Behörden – darunter das Umweltamt – untergebracht sind, überhöhte Formaldehydwerte in einigen Räumen.
Die Pressestelle der Stadt Regensburg wollte die Kaufsumme mit Verweis auf nichtöffentliche Grundstücksangelegenheiten nicht kommentieren. Zur Formaldehyd-Problematik werde zurzeit „ein Gutachten erstellt und nach Lösungen gesucht“.
Was ein Kultur- und Kongresszentrum betrifft, hegt die Koalition – namentlich SPD-Fraktionschef Norbert Hartl – die Hoffnung, dass man zum Ende der laufenden Stadtratsperiode alles so weit auf den Weg bringen könne, um in der darauffolgenden Periode den Spatenstich vorzunehmen. Diese optimistische Sicht der Dinge teilt nicht jeder.
Der frühere Oberbürgermeister Hans Schaidinger etwa, unter dem der Grundsatzbeschluss für den Ernst-Reuter-Platz nach langem Hin und Her gefasst wurde, hatte mit einem Spatenstich nicht vor 2030 gerechnet. Aber zumindest hat die Stadt schon mal ein „werthaltiges“ Grundstück.
Matthias B.
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Wer braucht heutzutage noch eine Stadthalle?
Kongresse und Tagungen werden mittlerweile ohnehin auf wenige Stunden “eingedampft” oder komplett via Skype abgehalten.
Eine Stadthalle in Regensburg wäre ein weiteres Millionengrab wie schon die Continental-Arena, das Kongresszentrum im Marina-Quater und – schon vergessen? – das Bürgerzentrum am Neuen Rathaus, das seinerzeit im PPP-Verfahren gebaut wurde und den Steuerzahler zugunsten der spendenfreudigen Schmacks Jahr für Jahr schröpft!
Ronald McDonald
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“Überhöhte Formaldehydwerte in einigen Räumen” müssen nicht unbedingt ein Problem sein.
Vor allem dann nicht, wenn sich diese Werte in den Amtsstübchen “mehrerer städtischer Behörden – darunter das Umweltamt [!] – im früheren HBV-Gebäude” aufspüren lassen sollten.
Formaldehyd und munizipale Amtstätigkeit können durchaus Synergiepotential haben und somit für die exekutive Stadtpolitik zu Synergieeffekten führen.
Zunächst einmal sollte dem “chemisch” klingenden Namen Formaldehyd ein zeitgeistiges Bio-Tarnhäubchen übergestreift werden, nennen wir es einfach Ameisensäurealdehyd oder noch bio-mäßiger Ameisenaldehyd.
Ameise ist ein positiv besetzter Bio-Begriff – außer beim Picknick, in der Küche etc. -, man denke nur an den sprichwörtlichen Fleiß dieser Gliederfüßer: die ideale Vergleichsgröße für unsere städtischen Amtsstuben-“Ameisen” und deren (Papier-)Produktionskapazitäten.
Diese Schaffensprodukte und ihre Erzeuger müssen erhalten werden, und schon sind wir wieder beim Ameisenaldehyd, diesmal Formalin genannt.
Bringen wir Ameisenaldehyd so um die 8% in wässrige Lösung, das dürfte in den staubstrockenen Regensburger Kommunalamtsstübchen schwierig werden, dann wird der Ameisenfleiß unserer städtischen Amtsdienerschaft in starre langjährig haltbare Konservierung gebracht.
Irgendwie scheint das auch ohne flüssiges Lösungsmittel bereits möglich gemacht worden sein, z. B. im Falle des Europa-Brunnens und vieler anderer städtischer Es-ist-seit-anno-Schnee-angedacht-Projekte …
Helfen kann hier nur die ÖDP-Fraktion mit dem entsprechenden Sachverstand des ameisenfleißigen Ex-Paukers für Biologie und Chemie Joachim Graf.
Andreas
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Eine Stadthalle ist ganz sicher zu mehr zu gebrauchen als nur für Kongresse. Zum Beispiel für größere Kulturveranstaltungen/Konzerte. Es kpmmt halt drauf an, was man daraus macht. Pauschales Gemotze ist nicht angebracht.
Matthias B.
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“Größere Kulturveranstaltungen”? Welche sollen das bitteschön sein? Top-Acts gehen nicht in Hallen mit Plätzen für weniger als 5000 Zuschauer. Bob Dylan geht in die Donau-Arena, Klassik-Stars oder Sarah Connor reichen die 3000 Plätz der Thurn-und-Taxis-Schlossfestspiele. Auf dem Ernst-Reuter-Platz ist maximal eine Halle mit 1500 Plätzen realisierbar.
Alex
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Regensburg kommt ohne Stadthalle aus. Das brauchen wir nicht. Es muss ein Bürgerbegehren her mit dem Ziel, sie zu verhindern: “Keine Stadthalle: nie und nirgends!” Das gesparte Geld gehört für die untere Einkommensschicht ausgegeben.
Tobias
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Das heißt, die Innenstadt wird – noch mehr – zerrissen?
Ich habe langsam das Gefühl, dass sich Regensburg zu schnell zu groß macht für alle außer den Regensburgern selber. Das Museum ist zwar nicht das Schönste, aber besser als der alte, schiefe Parkplatz – außerdem verschwinden dadurch auch mal die hässlichen Hinterhöfe.
Aber die Innenstadt ist für mich als täglicher Busfahrer an der Albertstraße eh schon eine Zumutung. Jetzt auch noch das Fleckerl mit so einen Blödsinn zuzubauen ist zwar schön für die Bahnreisenden, aber mal ehrlich, es reicht. Matthias B. hat es bereits gut ausgedrückt. Man hätte dann ein Prestige-Gebäude, teuer und städtebaulich sehr fraglich, aber was damit tun? Ich hätte lieber eine größere Alberstraße, denn das Gewusel an Fahrzeugen, Besoffenen und Kiffern vom Park und die zu kleinen Bahnsteig-ähnlichen Farbahnkanten, bei denen keine zwei Kinderwagen nebeneinanderpassen und die Leute auf die Straße ausweichen ist schon eng genug, als das man noch mehr wertvolle Quadratmeter dieses überlasteten Knotenpunktes verbauen müsse. Wer fährt schon gerne von 15-18 Uhr über die Galgenbergbrücke? Niemand. Denn von “fahren” kann keine Rede sein. Nur müssen wir Bürger dieses Chaos miterleben, die Kongress-Teilnehmer oder was auch immer steigen in die Bahn und erleben nix vom Verkehrsinfarkt einer mittelalterlichen und damit verkehrstechnisch nicht vernünftig planbaren Stadt wie es Regensburg eine ist.
Lothgaßler
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Das ungeliebte Zombie-Projekt geht wieder um. Ein K&K-Zentrum wurde nun tatsächlich die letzten Jahre über nicht vermisst. Die vorhandenen Räumlichkeiten mit Kulturschaffenden und Kulturkonsumenten zu füllen fällt schwer genug. Welche Großkongresse will man denn hierher holen, und wie häufig?
Ziehen wir endlich einen Schlußstrich!
Was soll der gemeine Bürger zu diesem Immobilienschnäppchen sagen? Mehr bezahlt, als es wert ist?! Dazu womöglich noch ein Sanierungsfall?! Aber in jedem Fall von strategischer Bedeutung für die Stadtentwicklung, weil ein größeres Hotel in unmittelbarer Nähe zu einem möglichen K&K-Zentrum entstehen muss.
Mal ehrlich: Der Bau wird doch nicht zu einem Hotel umgebaut, sondern abgerissen. Das kostet noch mal eine Stange Geld. Anschließend wird das baureife Grundstück einem privaten Investor angeboten. Mal schaun wer da zulangt.
altstadtkid
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Hotels kann man zur Zeit nicht genug haben, darum wird auch gleich ein riesiges am ehemaligen Rot-Kreuz Gelände gebaut.
Eins mehr oder weniger, da hat die Stadt wieder sehr gut vorausgedacht!
Hund’t sans scho
Zahlen tut’s ja der Bürger, der dann von den Terro ähh Touristen genervt wird.
El
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altstadtkind, ich schließe mich Ihnen an –
es hat doch was , so ein bisschen Kram in der Landschaft rumstehen zu haben.
Und schon im guten alten Monopoly kriegen wir gelehrt,
dass eine Schloßallee mit Hotel schon fast der Garant für den Sieg ist – vorausgesetzt, es tappen recht viele rein in die Schloßallee !
Ich habe mir ja als brave Bürgerin den Kopf zerbrochen,
was mensch mit einem formaldehydkranken Hotel machen könnte.
Da fiel mir doch just der Brunnen auf der Intensivstation schräg gegenüber ein.
Da könnte man doch einen Architektenwettbewerb ausschreiben und einen Abenteuerspielplatz für PolitikerInnen installieren.
Vom Formaldehydtümpel mit der Rutsche rein in die Grabesstille der Brunnstube vom Europabrunnen. Dann gräbt sich der findige Politiker mit dem Schäufelchen eine Röhre quer unter dem Ernst Reuter Platz hindurch zum Kongresszentrum.
Wenn er angekommen ist, geht ein Bayernwimpel in die Höhe – vollautomatisch.
Stell ich mir putzig vor.
Beim der Vernissage, also wenn der Wimpel das erste Mal nach oben geht, dürfen Hartz-Vier-Empfängerinnen und solche mit Grundsicherung applaudieren. Auch die FlaschensammlerInnen aus der Albertstraße können gleich mit dazukommen. Die kriegen dafür kostenlos ne Halbe Bier und eine Leberkässemmel . Und weil wir die Spendierhosen anhaben, können sie wahlweise auch eine Knackersemmel mit Allem haben. Wir nehmens nicht so genau – allen sollen was von unserem (Ideen)reichtum haben !
Däumling
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@ Matthias B
Die Conti Arena war ein Millionengrab ist aber auch recht gut ausgelastet als kleines Kongresszentrum. Ob das jemals die Kosten einspielt ist freilich dennoch fraglich.
Das Kongresszentrum im Marina Quartier ist ja nichtmal fertig. Es wird sich zeigen wie das ausgelastet wird, anhand dieser Auslastung kann man aber auch die Notwendigkeit einer Stadthalle ableiten.
Das Bürgerzentrum im neuem Rathaus ist sehr gut besucht, offenbar war das also notwendig. Das öffentliche Gebäude meist mehr Kosten verursachen als Gewinnorientierte Betriebe sollte aber kein Geheimnis sein, oder?
@ Artikel
Aus gut informierter Quelle weiß ich auch das in den Leitungen Legionellen mitschwimmen, die Wasserleitungen sondern Blei ab und Asbest ist zum Glück nur in gebundener Form vorhanden. Als Arbeitsplatz kann man sich da was besseres Vorstellen.
Klara
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Formaldehyd, Blei, Asbest, Legionellen u. dergl., so schlimm kanns wahrscheinlich nicht sein bei 2-3 Hotelübernachtungen. Was schnauft ein Mieter in seiner Wohnung ein?
Matthias B.
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@Däumling
“Das öffentliche Gebäude meist mehr Kosten verursachen als Gewinnorientierte Betriebe sollte aber kein Geheimnis sein, oder?”
Ein selten dämliches Argument!
Mir ham’s ja! Oder, was wollen Sie mir damit sagen?
Noch ein öffentliches Gebäude bauen, dessen Nutzen, Sinn und Auslastung und – vor allem – dessen fragwürdiger Standort nicht von Ungefähr kontrovers diskutiert werden, darf vor diesem Hintergrund doch wohl berechtigt hinterfragt werden.
Die Conti Arena ist immer noch ein Millionengrab! Trotz Tagungen dort – immer noch und so lange sie stehen wird. Wolbergs Zoff mit dem Bund der Steuerzahler schon vergessen?
fritz the cat
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wie ich gehört habe haben Mieter dieses Hauses haben schon seit juli keine sauberes Trinkwasser mehr wurde vom Gesundheitsamt Regensburg gesperrt.
also kein Duschen waschen oder sonstiges was macht die Stadt Regensburg nichts.
Rentnerin
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Es wird höchste Zeit, dass dieses Bahnhofsviertel verändert wird. Man bekommt ja Angst, wenn man in der Albertstrasse auf einen Bus wartet.
Ich hoffe, dass das von der Stadt gelöst wird.
Nicht nur Weltkulturerbe predigen und gewissen Gesellschaften vernachlässigen, so dass sie sich hilflos in der Stadt herumtreiben müssen.
Für diesen Personenkreis benötigen wir eine Gemeinschaftsunterkunft mit Garten und Streetworkern.
Auch dafür muss Geld vorhanden sein.
Teurer Einkauf mit Nachwehen » Regensburg Digital
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[…] Beim Ankauf des ehemaligen HVB-Gebäudes in der Maximilianstraße 26 durch die Stadt Regensburg hat der Stadtrat kein glückliches Händchen bewiesen: Anfang Oktober wurde bekannt, dass es keinerlei Wertgutachten gegeben hat, auf das sich der Kaufpreis direkt bezogen hat; unbestätigt ist die Summe von 14 Millionen Euro, für die die Immobilie den Besitzer gewechselt haben soll. […]
Städtischer Blindkauf mit schmutziger Zugabe » Regensburg Digital
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[…] Erst über einen Bericht des Ostbayern-Kuriers vom vergangenen Jahr wurde öffentlich, dass die Stadt rund 14 Millionen Euro für das Gebäude bezahlt hatte, dessen Schätzwert Experten zufolge „deutlich unter elf Millionen“ anzusetzen ist. Die Experten des stadteigenen Gutachterausschusses hatte man im Vorfeld nicht konsultiert. regensburg-digital hatte mehrfach über den fragwürdigen Ankauf und die damit verbundenen Probleme berichtet. […]
Nochmal 2,8 Millionen: Gifthaus in der Maxstraße muss saniert werden » Regensburg Digital
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„Wir wollten das unbedingt haben!“ » Regensburg Digital
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[…] der (nie offiziell bestätigte) Kaufpreis zwischen 13 und 14 Millionen Euro, für den die Stadt das Gebäude Ende 2014 von dem Kapfelberger Unternehmer Reinhard Listl erworben […]