Weltmeisterwetter muss reichen
Am Freitag starteten die diesjährigen Schlossfestspiele ohne Highlight. Nicht nur, dass die Eröffnungsgala dieses Jahr ohne große Stargäste und Skandale auskommen musste, auch auf der Bühne wurde nichts geboten.
Von David Liese
Wer zu den Schlossfestspielen geht, will etwas erleben. Schließlich bezahlt man für eine Eintrittskarte einen stolzen Preis, wenn man sie nicht gerade über einen Sponsoren wie BMW oder die REWAG bekommen hat. Dabei muss das Highlight des Abends nicht unbedingt das sein, was auf der Bühne passiert.
Noch vor zwei Jahren etwa begrüßte Fürstin Gloria von Thurn und Taxis bei den Schlossfestspielen den ungarischen Despoten Viktor Orbán als Ehrengast, feierte ihn vor versammeltem Publikum als „Held“, der „sein Volk in die Freiheit führt“ und stimmte zu seinen Ehren die ungarische Nationalhymne an. Ein Antidemokrat als Ehrengast – das war so ein richtiger Skandal, und hinterher konnte man sagen: Ich war dabei.
Keine Stars weit und breit
Und was hatte die Durchlaucht bei der diesjährigen Eröffnung der Schlossfestspiele zu bieten? Nichts. Nicht einmal ein kleines Skandälchen, keinen geringsten Anlass zur Empörung. Und damit nicht genug: Auch der rote Teppich war so mager besetzt, dass sich selbst gestandene Klatschfotografen bei jedem zweiten „Promi“ gegenseitig fragten, wer das denn jetzt eigentlich gewesen sei. Hauptsächlich setzte sich das „Staraufgebot” aus Adeligen zusammen.
Regelrecht staatsmännisch präsentierte sich Gloria mit Charlotte Knobloch. So politisch korrekt war das, das man sich schon fragte, ob die Fürstin langsam alterszahm wird. Fast schon streng wirkte sie, als sie mit Knobloch, der ehemaligen Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, vor die Fotografen trat. Um sich scharte sie noch ein kleines Rudel Nachwuchs aus der Fürstenfamilie, gekleidet in H&M und Trachtenmode. Ein Bild, eigentlich selbst für den Boulevard zu langweilig.
Weltmeisterwetter, aber keine Geschmacklosigkeiten
Hoffnung brandet auf, als die Fürstin gemeinsam mit Veranstalter Reinhard Söll auf die Bühne tritt. Vielleicht jetzt, eine kleine Verbalinjurie, eine winzige Geschmacklosigkeit nur, die dem Abend etwas Schmackes verleiht? „Wir sind ja jetzt Weltmeister“, schallt es durch die Lautsprecher. Applaus. Dann freut sich Gloria ob des stahlblauen, wolkenlosen Himmels über „Weltmeisterwetter“. Wieder Applaus. Und ehe man sich versieht, gibt sie das Wort auch schon an Söll ab.
So ruht dann doch die ganze Last, diesem Abend seinen Charme zu verleihen, auf der Staatsoper Breslau. Die gibt heute Verdis „Rigoletto“. Sollte es tatsächlich die Oper sein, die dieses Mal zum Höhepunkt des Abends wird, zum hochkulturellen Event, das die Zuschauer vor der gediegenen Kulisse des Schlosshofes verzaubert, sie in seinen Bann zieht und die Lust an der Oper neu weckt?
Einfallslose Inszenierung und unmotivierte Solisten
Spätestens zur Pause wird klar, dass man sich an diesem Abend wohl mit Weltmeisterwetter begnügen müssen wird. Die Inszenierung ist dermaßen einfallslos und langweilig, dass man sich schon fragt, ob der Regisseur zwischenzeitlich in den Ausstand getreten ist. Ziellos wandern die Solisten über die Bühne und spulen gleichgültig ihre Parts ab. Der Rigoletto wirkt in manchen Passagen derart unmotiviert, dass man ihn glatt nach Hause schicken möchte.
Wie üblich sitzt das Orchester zudem irgendwo im Schloss, sodass von musikalischer Dynamik und Authentizität auf den Zuschauertribünen nichts zu spüren ist. Genauso gut könnte man eine CD-Aufnahme abspielen und die Sänger auf der Bühne im „Halb-Playback“ dazu singen lassen. Stimmlich kann ohnehin nur Aleksandra Kubas als Gilda überzeugen.
Eine Oper zum Abgewöhnen
Insgesamt zeigt das Ensemble eher eine Oper zum Abgewöhnen. Da wundert es nicht, dass der ein oder andere Zuschauer öfters minutenlang den Blick von der Bühne abwendet, auf seinem Stuhl hin und her rutscht und den Sitz des Sakkos bzw. Abendkleides korrigiert. Vielleicht freut man sich schon auf den Schampus nach der Aufführung, vielleicht ist man enttäuscht, dass die Schlossfestspiele ihren Glamourfaktor zumindest an diesem Abend völlig vermissen lassen, vielleicht ist es einem auch einfach egal, weil man ohnehin nur da ist, weil man da sein muss.
Weltmeisterwetter ohne Weltmeister
Das Fazit: Außer Weltmeisterwetter nix gewesen. Apropos – Manuel Neuer hat seinen Besuch in Regensburg auch für die weiteren Festspieltage schon abgesagt. Vielleicht hätte sich die Gloria doch etwas mehr ins Zeug legen müssen.
verharzt und zugenäht
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das wer für so a Gschwerl sei Zeit opfert …?!
naja.. jeda wia a måg …
Mathilde Vietze
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Sicher gehen einige Leute wegen des Ambientes (nicht wegen Frau Gloria) hin, die meisten aber gehören der
Bussi-Gesellschaft an und sollten eigentlich nicht durch Berichterstattung und Kommentare auch noch aufgewertet
werden.
Magda Schneider
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Bild 3:Oberbürgermeister Joachim Wolbergs und seine Frau Anja posierten bereitwillig für die Pressefotografen.
Hoppala, ‘die meisten aber gehören der Bussi-Gesellschaft an und sollten eigentlich nicht durch Berichterstattung und Kommentare auch noch aufgewertet’.
zu Kommentar vom 21. Juli 2014 um 13:44 Uhr
Mugg
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Ich weiß, ich weiß, ich bin völlig verbohrt und veraltet und querulatorisch und beckmesserisch und sowas von wasweißichsonstnochwas, aber eigentlich heißt es doch viel schöner “begann” als “startete”. Flugzeuge starten; Festspiele beginnen. Wie sprach doch einst eine Volontärin eines niederbayerischen Heimatblatts so schön: “Anglizismen san richtig shit.” In diesem Sinne…
Aaron Blenheimer
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Wenn es nichts zu berichten gibt, bitte auch nicht berichten! Ein Verriss der faden Operndarbietung wäre ja ok, aber was soll der “Fuck-Society-Sch***!? Die Schlossfestspiele veranstaltet nicht das Haus T&T, sondern Herr Söll!
Jochen Schweizer
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Wurde der Generalsekretär der CSU, Hr. Andreas Scheuer eingeladen? Wenn JA, warum ist er nicht erschienen?
Er könnte , dann wieder sein Dienst Kfz. mit Billigung des Regensburger Überwachungsdienstes im Parkverbot abstellen, mit einer Visitenkarte hinter der Windschutzscheibe dies “legalisieren”!
Dies wäre dann eine Meldung in der Presse wert!
Herodot von Salurn
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Sorry regensburg-digital, aber das ist eine absolute Nullmeldung. Ebenso gut hättet ihr den Jahresniederschlag in der Wüste Gobi oder die Kleidungsgewohnheiten von Studienabbrechern im Allgemeinen und Besonderen behandeln können :D
Phil
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Manuel Neuer hat offiziell abgesagt.
Laut MZ will er lieber weiterhin auf Mykonos entspannen.
Habe ihn aber gestern im Kaufhof (mit Bodyguard) gesehen.
Das muss natürlich nichts heißen, man kann zur Zeit viel in Regensburg unternehmen.
Starz
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“Altmodisch bis provinziell wars – des wars!”
Herr Dr. Schönfärber: “Jetzt hört der Spaß auf! […] Wenn man schon nichts versteht und sich für nichts interessiert, dann setzt man sich nicht hier her! Frech und präpotent! Und spricht unqualifiziertes Zeug! Dann schweigt man still und hält sein dummes Maul”
Monaco Franze: “Ich glaub ich schmier ihm jetzt eine… Spatzl soll ich ihm eine schmieren?”
Dubh
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Erstaunlich wieviele Menschen es gibt, die online offensichtlich nicht in der Lage sind einfach nicht zu lesen was sie nicht interessiert – und – es auch noch für nötig halten, das der gesamten Welt mitzuteilen.
Zweifellos interessiert diese Unfähigkeit die Welt brennend.
Vielleicht besteht auch große Angst der Platz könnte ausgehen?
Ich finde schon die Fotos köstlich.
Barbara Junghans
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@Dubh
Da muß ich Ihnen wirklich recht geben: niemand wird gezwungen, derartige Berichte zu lesen oder gar sich das Spektakel persönlich anzusehen und anzuhören. Das ist jedermanns freie Entscheidung. Nur, weil ich selbst dem nichts abgewinnen kann, muß ich doch andere, die Spaß daran haben, nicht verteufeln.
Leider ist diese Toleranz vielen Lesern der Beiträge von Regensburg digital unbekannt.
Beulenspiegel von zu Hause
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Like a: “Hendl in the wind.”
Mathilde Vietze
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Zu Barbara Junghans: Liebe Barbara, Du hast mir aus der
Seele gesprochen. Auch ich bin immer wieder erstaunt da-
rüber, wie gerade diejenigen, die für sich alle Toleranz
dieser Welt in Anspruch nehmen, ihrerseits nicht im min-
desten bereit sind, diese zu üben.
Und so man ihnen widerspricht, wird man beschimpft
oder mit aus der Luft gegriffenen Unterstellungen über-
zogen.
machtlos
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Der Adel hat sein Reich sicherlich nicht durch Zahlung des Mindestlohns aufgebaut. Dessen Reichtum beruht auf Knechtschaft, Sklaverei und Ausbeutung.
Barbara Junghans
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@ machtlos
… und Putin ist der liebe Nicolaus (mit KGB-Vergangenheit), der sich aus völlig uneigennützigen Motiven die Krim unter den Nagel gerissen hat…
Der Tugendhafte
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@ barbara junghans
der liebe onkel wladimir zeigt ihnen
nur das ungeschminkte gesicht unserer
schönen heilen welt… passen sie stets
auf, dass er auch ihnen nicht das fell
über die ohren zieht…
Barbara Junghans
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@ Der Tugendhafte
vielen Dank für Ihre “Belehrungen”. Ich habe diese allerdings nicht nötig, denn ich bin alt genug (und nicht tüddelig), um mir selbst ein Bild von Ihrem Freund Wladimir zu machen.
Ich habe die Nachkriegszeit erlebt und auch mit offenen Augen die Segnungen des Kommunismus in der ehemaligen DDR.
Informieren Sie sich erstmal bei Menschen, die gezwungen waren, sich mit Herrn Putins Weltbild auseinanderzusetzen und pinkeln Sie nicht Leuten ans Bein, die sich mit den Dingen auseinandersetzen bevor sie dummes Zeug verzapfen, nur um sich wichtig zu machen.