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Ein Kulturfest in einer von Regensburgs schönsten Grünflächen zur Bereicherung der sommerlichen Kultur-Tour-de-Force? Das klingt schön, wenn auch nicht besonders innovativ. Vier Abende im Stadtpark sind vom 28. Juni bis zum 1. Juli dieses Jahres geplant, der Slogan des Festes: „Von Regensburgern für Regensburger“. Ein Fest für alle!
Für alle jedenfalls, die auf Verdi, Orff oder sinfonische Blasmusik stehen. Rock, Pop oder Jazz, darstellende Kunst oder zeitgenössische Kulturformen, aus dem Kinder- und Jugendbereich gar, sucht man im gewählt biederen Programm ebenso vergebens wie ein Angebot für Publikumsschichten jenseits des Bildungsbürgertums über 50.
Für solvente Regensburger über 50
Auch wäre der Slogan etwas akkurater gewählt, würde er mit „für Regensburgs solvente zehn Prozent“ werben. Preise von um die 30 Euro pro Abend kann man jedenfalls nur dann nicht als einkommensabhängige Zielgruppenerschließung betrachten, wenn man sie mit den horrenden Schlossfestspielpreisen vergleicht.
Das geplante Kulturfest im Stadtpark ist damit ein Paradebeispiel von Regensburgs miserabler Kulturpolitik, mit allen Zutaten für eine ordentliche Provinzposse.
Da haben wir zum Einen den Organisator, Herrn Reinhard Söll und seine Firma Odeon Concerte, spezialisiert auf klassische Musik, große Namen und natürlich Organisator der Thurn und Taxis Schlossfestspiele.
Sagte er noch im Jahre 2008 zu den Kollegen des Kulturjournals: „Das studentische Publikum ist im Schwinden. Der Nachholbedarf der Regensburger ist seit Mitte der 90er Jahre gestillt, daher muss man sich neuen Formen und Darbietungsweisen öffnen“, so ist davon 2012 mit dem neu erschaffenen Kulturfest im Stadtpark nicht mehr viel zu merken. Studenten stehen weder im Ruf, sich besonders für sinfonische Blasmusik zu begeistern, noch sind sie in der Regel flüssig genug für die happigen Eintrittspreise.
Events für die Elite
Odeon Concerte hat sich auf das Ausrichten von Events spezialisiert, die auf eine bestimmte bürgerliche Elite abzielen. Teuer und exquisit, davon versteht Herr Söll Einiges. Das kann er. Wovon er unverhohlen nichts versteht, ist die differenzierte Regensburger Kulturszene und die Vielfältigkeit der lokalen Kunst. Wer seit Jahrzehnten in seiner Nische steckt, den darf man für Tunnelblick nicht verurteilen, aber muss man ihm die Planung eines Festes aufgeben, das zumindest laut Marketing für uns alle etwas bieten soll?
Deshalb haben wir zum Anderen den wohlbekannten Herrn Unger, seines Zeichens Kulturreferent, mit der Agenda, aus Regensburg die „Hauptstadt der Musik“ zu machen. Haus der Musik für 14 statt der geplanten zehn Millionen? Kleinigkeit! Kulturentwicklungsplan mit separatem, elitären Musikarbeitskreis? Immer drin! Und jetzt das Kulturfest als direkte Maßnahme zur Festigung des musikalischen Rufes Regensburgs – so wie ihn zumindest Herr Unger versteht. Der formuliert sich „Kultur“ als „Musik“ zurecht und die bürgerliche Mitte freut sich. Bildende und darstellende Künstler, Videomacher und HipHopper, Indierocker und Performancekünstler müssen sich offenbar eine andere Stadt für Ausübung und Genuss ihrer Kunst suchen.
Regensburg: Gut betucht und ein Herz für Blasmusik
Denn das ist die Krux des Festes, dessen Untertitel höhnt, es sei von Regensburg für Regensburg. Sowohl Programm- als auch Preisgestaltung setzen eine bestimmte Zielgruppe zwingend voraus. Regensburg, so die nicht ganz subtile Aussage, ist gut betucht, gebildet, schätzungsweise über 50 und hat ein Herz für Blasmusik. Sinfonische Blasmusik sogar. Wenn sich diese Beschreibung ein wenig nach den an der Organisation beteiligten Herren anhört, dann mag das Zufall sein. Ist es aber vermutlich nicht. Eine Suche nach innovativen Regensburger Künstlern und Künstlerinnen fand nicht statt. Es wurde nicht einmal der Versuch gemacht, mehr als eine Gruppe in der Regensburger Gesellschaft als potentielles Publikum zu gewinnen.
Hier haben sich alte Männer mit Macht und bestimmtem Geschmack ein Festle zusammenorganisiert, das rein zufällig diesen persönlichen Geschmack trifft und ihre Agenda voranbringt. Schön für sie, aber es ist irgendwie auch unser Park. Und unser Steuergeld.
Deshalb bitte: Nennt das Ding wenigstens „vom Klüngel für die bürgerliche Mitte“, dann wissen alle, woran sie sind. Alles andere ist blatante Verarsche, und das ist unlustig.
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Bravo! Ein richtig guter Artikel und genau passend! Ändern wird sich aber wohl so schnell nichts, denn irgendwie scheint – so hat man von etwas aussen den Eindruck – die ganze Oberpfalz in Richtung “Mittelalter”, will heissen “Herrschaft einiger weniger Leute” über eine grössere Masse des Plebs zurückgefahren zu werden. Die Maxime “Allen geht es sehr gut!” ist schon verdächtig genug, weil man nicht nur in Regensburg, sondern in ganz Bayern, ja ganz Deutschland sieht, dass es sehr Vielen immer schlechter geht, obwohl diese (und nicht die, denen es gut geht) für n Appel und n Ei malochen. Jetzt nur noch schön für die kommenden Wahlen, welche mit einem Rentner-/ Pensionärsüberschuss leicht gewonnen werden können, etwas Stimmung machen, denn eine darauffolgende Wahl wird es, wenn Deutschland zig Milliarden an Pensionen zusätzlich zu zahlen hat, vielleicht gar nicht mehr geben.
Regensburg scheint hier “voll im Deutschland Trend” zu liegen.
In Nürnberg gibt es 2 mal im Jahr das Klassik Open Air.
Der Eintritt ist frei, weshalb auch jedesmal 10 000 Leute zum Pickniken kommen. Beim ersten mal lag ich mit geschlossenen Augen auf unserer Decke, lauschte den Gesprächen und träumte was schönes, und als ich aufwachte waren wir voll eingebaut von Picknickdecken, Essbare Köstlichkeiten jeder Art und interessante Menschen unterschiedlichen Alters und jeder Herkunft, so weit das Auge reicht.
Das war das abgefahrenste Open air Erlebnis!
Die Musik war großartig, die Stimmung einmalig. Alle wurden ruhig, lauschten 2 Stunden der Musik, zündeten zum Schluß Wunderkerzen an und nahmen ihren Müll wieder brav mit nach Hause.
Ja, da ist schon viel Wahres dran, am Text von Herrn Auberger. Aber der Herr Söll hat das Programm nicht zusammengestellt. Da kann er nichts dafür, diese beliebige und austauschbare Soße hat die Stadt(verwaltung) ausgesucht. Stadtlaus inzeniert Vorspiel zu Carmina burana – ich lach mich schlapp. Und Radlertölpel hat recht: So was macht man kostenfrei, man spart sich die Sitztribüne, die Leute lagern auf Decken im Gras – dann wird’s was! Aber so: Totgeburt!
Was im Artikel leider außen vor blieb: Der Stadtrat hat für das Kulturfest 300.000 Euro bewilligt (nein, damit werden nicht die Eintrittskarten bezahlt).
Das Kulturreferat kann sich zurücklehnen und Herr Söll hat keinerlei unternehmerisches Risiko. Wenns schief läuft, zahlts ja eh der Steuerzahler.
Wieder ein Beispiel wie die von uns gewählten Volksvertreter mit unseren Steuergeldern umgehen. Von der breiten Masse einsammeln und dann an die eh schon Privilegierten verteilen. Ist schon eine seltsame Vorstellung von Gemeinwohl, wenn die kleine Verkäuferin Herrn und Frau Doktor den Kulturgenuss subventioniert, inklusive der Freikarten für die Stadtoberen natürlich. (Das Letztere ist natürlich reine Spekulation).
“Sinfonische Blasmusik”, das ist doch nicht etwa ein Vufuzela-Konzert? Geil, da machen wir mit!
Wenn die “von Regensburger für Regensburger” organisierten Musikabende pro Nase 30 Euro kosten sollen, dann lässt das doch jeden echten Regensburger kalt.
Für das Geld kauf ich mir was Gutes und such mir ein lauschiges Plätzchen an der Donau.
Kultur ist, was die Macher davon halten. Kulturförderung nutzt zuerst einmal den Kulturorganisatoren und nicht notwendigerweise den Kulturschaffenden. Was regt ihr euch auf? Jedes Jahr der selbe Salat aus unzähligen Veranstaltungen. Ich gestehe, ich gehe kaum noch hin und fliehe gelegentlich aus der Stadt, wenn mir der Kommerz rund um die Kultur zu viel wird.
Sehr ärgerlich ist es, wenn Regensburger von öffentlichen Plätzen ausgesperrt werden, weil andere dort Geld verdienen wollen. Ich muss doch noch diese Vufuzela irgendwo haben, wo ist das Teil?
Vergesst die verordnete regensburger Mainstream Kunst und Kultur, lernt bei der Art BuZZ`l die Burgweintinger kennen. Hier beackern wir Neuland, eventuell mit 500€ vom Kulturamt.
Kunstschneiße Burgweinting: http://europabrunnendeckel.de/download/buzzl.zip
Interessierte Menschen mit gestalterischem Willen, musischer Begabung, Abenteuerlust, Mitteilungsbedürfnis oder Drang zum Mitarbeiten, die brav alles durchgelesen haben melden sich bei: info@jakob-friedl.de
280 15301
Es winken 10 000 Burgweintinger, freier Eintritt, gute Bands, Künstler die in Regensburg eh nicht ausstellen würden und 40 Kästen Kneitinger.
[…] der Stadt Regensburg bezahlt werden, dann muss man unwillkürlich weinen: die Stadt Regensburg, die für sinfonische Blasmusik gerne mal 300.000 Euro in die Hand nimmt, zahlte hier den Gegenwert von drei Jalousien: „Sie haben uns finanziell geholfen, die Halle […]
[…] das Jahresmotto, das die Stadt Regensburg dieses Jahr ausgegeben hat. Und nach heftiger Kritik (unter anderem hier) gilt dieses Motto nun auch für das vom Kulturreferat initiierte „Kulturfest im Stadtpark“. […]
Veronika
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Bravo! Ein richtig guter Artikel und genau passend! Ändern wird sich aber wohl so schnell nichts, denn irgendwie scheint – so hat man von etwas aussen den Eindruck – die ganze Oberpfalz in Richtung “Mittelalter”, will heissen “Herrschaft einiger weniger Leute” über eine grössere Masse des Plebs zurückgefahren zu werden. Die Maxime “Allen geht es sehr gut!” ist schon verdächtig genug, weil man nicht nur in Regensburg, sondern in ganz Bayern, ja ganz Deutschland sieht, dass es sehr Vielen immer schlechter geht, obwohl diese (und nicht die, denen es gut geht) für n Appel und n Ei malochen. Jetzt nur noch schön für die kommenden Wahlen, welche mit einem Rentner-/ Pensionärsüberschuss leicht gewonnen werden können, etwas Stimmung machen, denn eine darauffolgende Wahl wird es, wenn Deutschland zig Milliarden an Pensionen zusätzlich zu zahlen hat, vielleicht gar nicht mehr geben.
Regensburg scheint hier “voll im Deutschland Trend” zu liegen.
Radlertölpel
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In Nürnberg gibt es 2 mal im Jahr das Klassik Open Air.
Der Eintritt ist frei, weshalb auch jedesmal 10 000 Leute zum Pickniken kommen. Beim ersten mal lag ich mit geschlossenen Augen auf unserer Decke, lauschte den Gesprächen und träumte was schönes, und als ich aufwachte waren wir voll eingebaut von Picknickdecken, Essbare Köstlichkeiten jeder Art und interessante Menschen unterschiedlichen Alters und jeder Herkunft, so weit das Auge reicht.
Das war das abgefahrenste Open air Erlebnis!
Die Musik war großartig, die Stimmung einmalig. Alle wurden ruhig, lauschten 2 Stunden der Musik, zündeten zum Schluß Wunderkerzen an und nahmen ihren Müll wieder brav mit nach Hause.
Kulturpapst
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Ja, da ist schon viel Wahres dran, am Text von Herrn Auberger. Aber der Herr Söll hat das Programm nicht zusammengestellt. Da kann er nichts dafür, diese beliebige und austauschbare Soße hat die Stadt(verwaltung) ausgesucht. Stadtlaus inzeniert Vorspiel zu Carmina burana – ich lach mich schlapp. Und Radlertölpel hat recht: So was macht man kostenfrei, man spart sich die Sitztribüne, die Leute lagern auf Decken im Gras – dann wird’s was! Aber so: Totgeburt!
Der Toni
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Was im Artikel leider außen vor blieb: Der Stadtrat hat für das Kulturfest 300.000 Euro bewilligt (nein, damit werden nicht die Eintrittskarten bezahlt).
Das Kulturreferat kann sich zurücklehnen und Herr Söll hat keinerlei unternehmerisches Risiko. Wenns schief läuft, zahlts ja eh der Steuerzahler.
Gondrino
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Wieder ein Beispiel wie die von uns gewählten Volksvertreter mit unseren Steuergeldern umgehen. Von der breiten Masse einsammeln und dann an die eh schon Privilegierten verteilen. Ist schon eine seltsame Vorstellung von Gemeinwohl, wenn die kleine Verkäuferin Herrn und Frau Doktor den Kulturgenuss subventioniert, inklusive der Freikarten für die Stadtoberen natürlich. (Das Letztere ist natürlich reine Spekulation).
Lothgaßler
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“Sinfonische Blasmusik”, das ist doch nicht etwa ein Vufuzela-Konzert? Geil, da machen wir mit!
Wenn die “von Regensburger für Regensburger” organisierten Musikabende pro Nase 30 Euro kosten sollen, dann lässt das doch jeden echten Regensburger kalt.
Für das Geld kauf ich mir was Gutes und such mir ein lauschiges Plätzchen an der Donau.
Kultur ist, was die Macher davon halten. Kulturförderung nutzt zuerst einmal den Kulturorganisatoren und nicht notwendigerweise den Kulturschaffenden. Was regt ihr euch auf? Jedes Jahr der selbe Salat aus unzähligen Veranstaltungen. Ich gestehe, ich gehe kaum noch hin und fliehe gelegentlich aus der Stadt, wenn mir der Kommerz rund um die Kultur zu viel wird.
Sehr ärgerlich ist es, wenn Regensburger von öffentlichen Plätzen ausgesperrt werden, weil andere dort Geld verdienen wollen. Ich muss doch noch diese Vufuzela irgendwo haben, wo ist das Teil?
Radlertölpel
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Vergesst die verordnete regensburger Mainstream Kunst und Kultur, lernt bei der Art BuZZ`l die Burgweintinger kennen. Hier beackern wir Neuland, eventuell mit 500€ vom Kulturamt.
Kunstschneiße Burgweinting:
http://europabrunnendeckel.de/download/buzzl.zip
Interessierte Menschen mit gestalterischem Willen, musischer Begabung, Abenteuerlust, Mitteilungsbedürfnis oder Drang zum Mitarbeiten, die brav alles durchgelesen haben melden sich bei:
info@jakob-friedl.de
280 15301
Es winken 10 000 Burgweintinger, freier Eintritt, gute Bands, Künstler die in Regensburg eh nicht ausstellen würden und 40 Kästen Kneitinger.
Bis bald mal.
Medienkunst als Wirtschaftsfaktor – zumindest für die Wirtschaft | Regensburg Digital
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[…] der Stadt Regensburg bezahlt werden, dann muss man unwillkürlich weinen: die Stadt Regensburg, die für sinfonische Blasmusik gerne mal 300.000 Euro in die Hand nimmt, zahlte hier den Gegenwert von drei Jalousien: „Sie haben uns finanziell geholfen, die Halle […]
Nach Kritik: Freier Eintritt bei Kulturfest | Regensburg Digital
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[…] das Jahresmotto, das die Stadt Regensburg dieses Jahr ausgegeben hat. Und nach heftiger Kritik (unter anderem hier) gilt dieses Motto nun auch für das vom Kulturreferat initiierte „Kulturfest im Stadtpark“. […]