Der frühere Integrationsbeauftragte der Regensburger CSU erklärt, warum er das Präsidialsystem des türkischen Staatspräsidenten Erdogan super findet.
“Das Osmanische Reich hat ja auch über 600 Jahre gut geklappt.” Bora Ataman über sein “Ja” zum Präsidialsystem. Foto: as
Bora Ataman ist aufgeregt, als er uns in der Redaktion besucht. „Der Ministerpräsident der Türkei hat mir geschrieben“, verkündet der 43jährige stolz und zieht ein Schreiben aus seiner Jackentasche. Wahlkampfpost vom Vorsitzenden der AKP und Ministerpräsidenten der Türkei Binali Yildirim. Es ist der 6. April.
Mit Hetze und Rassismus in türkischsprachigen Medien in Deutschland beschäftigte sich am Mittwoch Buchautor Murat Çakir. Der als Integrationsprojekt verbrämten Zeitschrift Regensburg Haber bescheinigt Çakir deutliche Parteinahme für die AKP und türkischen Nationalismus.
In der Affäre um die deutsch-türkische Zeitschrift Regensburg Haber hat sich nun der Internationale Kultur- und Solidaritätsverein (IKS) erneut zu Wort gemeldet.
Ein „Vermittler“ oder auch „Mittler“ ist, das sagt uns der Duden, „jemand, der vermittelnd zwischen verschiedenen Personen, Parteien o. Ä. auftritt“. Und so liest sich die Überschrift, unter der Oberbürgermeister Joachim Wolbergs am heutigen Donnerstag eine Pressemitteilung verschicken hat lassen, durchaus erfreulich: „’Unterschiedliche Meinungen sachlich vertreten’ – OB Wolbergs als Vermittler“.
In der Affäre um die deutsch-türkische Zeitschrift Regensburg Haber wollte der Oberbürgermeister zu einem „gemeinsamen Gespräch“ laden. Stattgefunden hat es noch nicht. Es käme aber ohnehin nur eine Person. Die anderen wollen nicht oder wurden nicht vom OB eingeladen.
Der Chefredakteur der deutsch-türkischen Zeitschrift solle nach seinen Äußerungen zu Kurden und Armeniern von seinem Amt zurücktreten, fordern die Stadträte Irmgard Freihoffer und Richard Spieß. Andernfalls solle der Oberbürgermeister reagieren.
Erstmals hat sich der Chefredakteur von Regensburg Haber nun zu den Vorwürfen gegen die deutsch-türkischen Zeitung geäußert. Doch die Ausführungen von Salih Altuner bleiben oberflächlich. Eine Stellungnahme, in der sich „die Redaktion“ von ihm distanziert hatte, verschwand nach wenigen Tagen wieder von der Internetseite des Magazins.
Nach den Vorwürfen gegen Regensburg Haber wird es vorerst keine Werbeanzeigen und redaktionellen Beiträge der Stadt für die deutsch-türkische Zeitschrift mehr geben. Die Landtagsabgeordnete Margit Wild ist baff von den Aussagen der Zeitschrift zum Völkermord an den Armeniern. Auch der Geschäftsmann Haritun Sarik, Opfer einer Facebook-Attacke von Regensburg Haber, meldet sich nun zu Wort.
Der Oberbürgermeister lässt die Vorwürfe gegen die Regensburg Haber derzeit von der Verwaltung prüfen. Eine mögliche Erklärung für die Facebook-Attacken der deutsch-türkischen Zeitschrift: Chefredakteur Salih Altuner ist seit Jahren Aktivist für den Erdoğan- und AKP-Lobbyverein UETD.
Deutsche und türkische Texte, prominente Autoren aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft und der Anspruch, Völkerverständigung fördern zu wollen – die Zeitschrift „Regensburg Haber“ wird gern als Beispiel für gelungene Integration hervorgehoben. Veröffentlichungen der Redaktion im Internet wecken daran erhebliche Zweifel. Dort wird unter anderem der Geschäftsmann Haritun Sarik attackiert und vom „angeblichen Völkermord an den Armeniern“ geschrieben.