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Nicht über jede Süßigkeit im Adventskalender freut man sich gleichermaßen. Die eine mag ein schneller Haps sein, kaum der Rede wert und schnell verdaut. Die andere ist aus vielen Zutaten gemacht, geschmacklich fein oder zumindest ungewöhnlich, doch schwer im Magen liegend. Heute: Elisabeth Christoph (SPD) und Herbert Schlegl (CSU).
Elisabeth Christoph – die erfolgreiche Vereinsmeierin
Würde man Elisabeth Christoph nachsagen, dass sie im Stadtrat mit ellenlangen Redebeiträgen, übermäßig vielen oder gar überkritischen Wortmeldungen unangenehm auffällt, würde man ihr großes Unrecht tun. Tatsächlich wäre es nicht gerechtfertigt, ihr zu unterstellen, dass sie überhaupt auffällt. Und mit Fug und Recht darf man der Mutter dreier (erwachsener) Kinder sogar bescheinigen, sich geradezu auffällig unauffällig zu verhalten.
Wortmeldungen der Feuerwehrfrau sind trotz geradezu lobenswert häufiger Anwesenheit im Plenum und bemerkenswerter Fraktionsdisziplin nicht in den Stadtrats-Annalen verzeichnet. Auch Anträge, die von ihr zumindest mitunterzeichnet wurden, sind eher rar.
Dennoch fährt Christoph regelmäßig recht beachtliche Wahlergebnisse ein. Der pulsierende Stadtrandbezirk Keilberg, wo sie seit einigen Jahren den SPD-Ortsverein führt, gehörte bei der letzten Stadtratswahl – trotz CSU-Konkurrenz durch Peter Welnhofer und Armin Gugau – zu den Hochburgen der Regensburger Sozialdemokratie. Über 27 Prozent der Wählerinnen und Wähler entschieden sich dort für die SPD. Sie selbst machte mit gut 11.000 Stimmen sogar einen Sprung um drei Plätze nach vorn auf der Liste und schaffte es so gerade noch, ein zweites Mal in den Stadtrat einzuziehen.
Das mag einerseits daran liegen, dass Christoph zu einer ehemals klassischen, aber mittlerweile selten gewordenen Spezies auf den Stadtratslisten (nicht nur) der Regensburger SPD zählt – sie ist (in Teilzeit beim städtischen Amt für Brand und Zivilschutz) Arbeiterin.
Andererseits ist sie neben ihrem Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr noch bei zahlreichen Vereinen tätig – ein durchaus nicht unerhebliches Qualitätskriterium bei der Auswahl potentieller Kandidatinnen und Kandidaten. Das zahlt sich aus. Bei der letzten Stadtratswahl war Christoph einen von nur drei Frauen in der Stadt Regensburg, und eine der wenigen Sozialdemokratinnen oberpfalzweit, zu deren Wahl auch der Katholische Frauenbund aufrief.
„Ihre politische Aufgabe sieht sie vornehmlich darin, bürgernah und verständlich zu arbeiten“, schreibt Elisabeth Christoph in ihrem Porträt auf den offiziellen Stadtratsseiten. Das tut sie etwa vermittels großflächiger Verteilung von Elisabeth-Christoph-Linealen im Wahlkampf, derzeit vermehrt auch bei Infoständen und Fototerminen mit Bürgermeister Joachim Wolbergs. Sollte sie so eine dritte Chance bekommen, einen Teil „ihrer knapp bemessenen Freizeit“ erneut Ausschuss- und Stadtratssitzungen zu widmen, wird vielleicht der geneigte Zuhörer im Stadtrat auch dort mal die Stimme von Frau Christoph kennenlernen.
Herbert Schlegl – der gefallene Parteisoldat
Ein altes Schlachtross. Seit 1984 im Stadtrat. Auf den ersten Blick jovial, gemütlich, freundlich, „fair” (Schlegl über Schlegl). Herbert Schlegl war in der CSU-Fraktion der wohl treuste Anhänger von Oberbürgermeister Hans Schaidinger. Sprach der pensionierte Postbeamte über den OB und seine Leistungen, war das mehr als nur ein politisches Hohelied. Manchmal kamen Schlegls Äußerungen schon Liebeserklärungen gleich.
Regelmäßig warf er sich im Stadtrat als Fraktionschef für den Oberbürgermeister in die Bresche – regelmäßig unter Verwendung diverser Verbalinjurien wie „Hetzer“ (Schlegl über Stadtrat Norbert Hartl), „irr und wirr“ (Schlegl über Stadtrat Günther Riepl) oder „hochaktive Minderheit, die dem Wirtschaftsstandort schadet“ (Schlegl über Bürgerinitiativen).
Schlegls Ortsverein Schwabelweis war ein Hort der Glückseligkeit: beste Wahlergebnisse für die CSU auf der einen, ein direkter Zugang zum Oberbürgermeister auf der anderen Seite. Als Fraktionsvorsitzender galt Schlegl als strenger und erfolgreicher Zuchtmeister im Dienste von Hans Schaidinger.
Lange Jahre schätzte nicht nur jener die grobrhetorischen Scharfmacherqualitäten seines treusten Parteisoldaten. Doch genau über diese Qualitäten sollte Schlegl am Ende des Wahl- und auf dem Höhepunkt des CSU-internen Machtkampfs im 2008 stolpern. Fortan trug er – zumindest bei nicht so wohlmeinenden Parteifreunden – den Spitznamen „Kanaken-Herby“.
Nach dem Verlust der absoluten Mehrheit bei der Kommunalwahl 2008 beschimpfte Schlegl noch am selben Abend und unter dem Eindruck der Niederlage den damaligen CSU-Kreisvorsitzenden und heutigen Landtagsabgeordneten Franz Rieger mit den Worten: „Du hast die Wahl verloren und dann kommst Du mit Deinen Kanaken auch noch an.“
Diese Äußerung schaffte es bis in die überregionalen Medien – schließlich hatte sich die CSU seinerzeit ja (vordergründig) darum gestritten, wer nun der schlimmere Rechtsradikale bzw. der bessere Antifaschist sei (einige Hintergründe). Da kommt ein Wort wie „Kanake“ grade recht.
Das Lager um Franz Rieger legte mit Presseerklärungen eifrig nach und echauffierte sich – zwar wenig glaubwürdig, aber durchaus wirkungsvoll – plötzlich über Schlegls lange bekannten „aggressiven und niveaulosen Verbalattacken“. Schließlich nahm der davon sichtlich getroffene Stadtrat seinen Hut als Fraktionsvorsitzender. Seinen Ortsvorsitz in Schwabelweis hatte er schon vorher abgegeben.
Diesen Fall in die politische Bedeutungslosigkeit trägt Schlegl mit Fassung. Im Stadtrat meldet er sich nur noch selten zu Wort und nur, wenn der einstige OB-Intimus sich richtig aufregt, glaubt man, einen Nachhall der früheren Angriffslust zu verspüren. Besonders bitter: In seinem Heimatstadtteil Schwabelweis sorgt der zunächst von Schlegl durchaus gern gesehene und von ihm unterstützte Erfolg der Baseballer für vernehmliches Murren bei den alteingesessenen Vereinen. Schlegl hat sich deshalb – auch schon öffentlich – beim Oberbürgermeister beklagt. Doch der scheint ihm nicht mehr zuzuhören.