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Stadtrats-Adventskalender 15: Der Sanfte und der Schweigsame

Erste Rückmeldungen auf unseren Adventskalender haben ergeben: Manche Stadträtinnen und Stadträte sind der breiten Bevölkerung allenfalls namentlich bekannt. Was diese politisch so entscheiden oder sagen, wissen dagegen meist nur noch Eingeweihte. Bei manchen Mandatsträgern haben aber selbst Interessierte Probleme, das herauszufinden. Das liegt oft daran, dass sie als Stadträte nicht soooo stark in Erscheinung treten. Heute: Haritun Sarik (CSU) und Hans Holler (SPD).

Haritun Sarik – freundlich, sanft, zurückhaltend

Quelle: Stadt Regensburg

Quelle: Stadt Regensburg

„Das Innere hat ja super geschmeckt, nur außen war sie ein bisschen hart.“ Der Gründungsmythos von Feinkost Sarik wirkt wie das Titanic-Cover vom November 1989, auf dem sich „Zonen-Gabi“ – eine Gurke in der Hand – über ihre „erste Banane“ freut. In diesem Fall war es allerdings ein Regensburger, der sich ob einer Wassermelone im Glück wähnte, die ihm der Vater von Haritun Sarik Ende der 60er verkauft hatte. Damals noch ein kleiner Junge, gerade frisch mit den Eltern aus der Türkei eingewandert, hat sich Sarik zwischenzeitlich zu einem bekannten Geschäftsmann in Regensburg gemausert. Und das Glück hat ihn seitdem nie wirklich verlassen. Das denkmalgeschützte Gebäude in der Altstadt, in dem Sarik seit Jahrzehnten sein Feinkost-Geschäft betreibt, konnte er ohne größere Probleme nach seinen Wünschen umbauen. Trotz Gerichtsverfahren und entsprechender Schlagzeilen über Pachtschulden und Ermittlungen wegen Betrugs, gelang es Sarik zusammen mit seinem Bruder, das Ganze irgendwie hinzubiegen und sich mit den Gläubigern zu einigen. Hieß es vor einem Jahr noch, sein Laden stünde kurz vor dem Aus, scheint Sarik mittlerweile so weit zu sein, dass er diesen sogar ausbauen kann; nicht mehr als Inhaber, als Angestellter seines Bruders. Aber das fällt nach außen nicht sonderlich auf. Das Potential Sariks als Stimmenfänger hatte der langjährige CSU-Kreisvorsitzende Peter Welnhofer schon recht früh erkannt. Sarik, als Ladeninhaber in der Altstadt bekannt wie ein bunter Hund, freundlich, zurückhaltend, das was man „sanft“ nennt und zudem gläubiger (armenischer) Christ – so jemand gehört auf die Stadtratsliste der CSU. Welnhofer überredete „Hari“, wie er ihn nennt, 2002 zur Kandidatur, der Sprung in den Stadtrat glückte prompt und dort im Plenum erweist sich der 54jährige als unkompliziertes Mitglied der Fraktion. Er weicht nie von deren Linie ab und meldet sich auch nicht zu Wort. Zurückhaltung legte er auch an den Tag als CSU-Ministerpräsident Horst Seehofer sich vor zwei Jahren über die „Zuwanderung aus anderen Kulturkreisen“ mockierte, die man ja nicht brauche. „Ich glaube, das war so’n Schnellschuss von ihm“, meinte Sarik im Interview mit der taz. „Die CSU hat solche Kassetten immer parat. Warum soll ich mich ärgern?“ Es gäbe schließlich wichtigere Dinge. Diese „wichtigeren Dinge“ hat Sarik offenbar vermisst, als seine Parteifreunde 2007 begannen, sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen. Aus dem Machtkampf zwischen Schlegl/ Schaidinger- und Rieger/ Gugau-Lager hielt Sarik sich raus. Tee, Gebäck und Aprikosen drückte er den Vertretern beider Seiten bei Infoständen in der Stadt ebenso in die Hand wie an anderer Stelle den Teilnehmern von Demonstrationen gegen die NPD. Bei der anschließenden Aufstellung der CSU-Stadtratsliste ließ er sich weit hinten – auf dem eigentlich aussichtslosen Platz 32 – positionieren. Der damit wohl verbundene Wunsch, nicht mehr gewählt zu werden, erfüllte sich nicht: Sarik machte einen satten Sprung von 18 Plätzen nach vorne und sitzt seitdem wieder im Stadtrat. Vornehm, freundlich und vor allem: zurückhaltend.

Hans Holler – der zufriedene Schweiger

Hans HollerImmer auf Achse, ganz vorne dran, mit Vollgas über die Gleise brettern – das, was auch heute noch der Berufswunsch vieler Kinder ist, hat er lange Jahre gemacht: Hans Holler war Lokomotivführer. Mal die Seele baumeln lassen, ruhig an einem Fluss sitzen und den Herrgott einen guten Mann sein lassen – das, was sich viele Menschen wünschen, macht Hans Holler im Rahmen seines Hobbys: Er ist leidenschaftlicher Angler. Bündnisse schmieden, die breit werden und schließlich auch bei höheren Stellen Gehör finden: Das macht Holler als engagiertes Mitglied der Donau-Naab-Regen-Allianz (DoNaReA). Und auch politisch ist der dreifache Familienvater nicht unbedingt vom Unglück verfolgt: Zwar ist er SPD-Ortsvorsitzender in Schwabelweis – der CSU-Hochburg in Regensburg. Aber mit beachtlichen 24,5 Prozent in diesem Bezirk bei der letzten Kommunalwahl kann er nicht dafür verantwortlich gemacht werden, dass die Regensburger SPD 2008 das schlechteste Wahlergebnis seit dem II. Weltkrieg (21,5 Prozent) einfuhr. „Wenn der Holler Hans was sagt, dann ist das was Gescheites“, sagen Leute, die den SPD-Stadtrat kennen. Das Problem: Wenn es nicht gerade um Schwabelweis geht – da bringen Wortmeldungen von Holler den Oberbürgermeister schon mal zum Brüllen – sagt er recht wenig. Vielleicht ist das so, wenn man jahrelang als Lokführer allein an der Spitze eines Zuges gestanden ist, vielleicht liegt das aber auch in Hollers Naturell als Angler begründet, wo Schweigen eine notwendige Kernkompetenz ist. Fest steht, dass die SPD wohl auch bei der nächsten Wahl auf den Holler Hans setzen wird: Er gehört zum engeren Umfeld von Hoffungsträger Joachim Wolbergs.

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