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Schlossfestspiele

Ladenhüter Gloria

Am Sonntag ist eine mit Spannung beobachtete Auktion zu Ende gegangen: Im Vorfeld der Schlossfestspiele zu Regensburg hat sich Fürstin Gloria zugunsten so genannter „Lebensschützer” online versteigern lassen (wir berichteten). Die Resonanz blieb trotz Verbreitung via Pressemitteilung („Charity-Auktion für den guten Zweck”) eher gering. Für die „Juristenvereinigung Lebensrecht” (JVL), einen männerdominierten Club juristisch bewanderter Abtreibungsgegner, kamen satte 200 Euro zusammen. Der Höchstbietende darf sich nun über einen Besuch bei den Schlossfestspielen nebst exklusivem Fototermin mit der Fürstin freuen.

Gloria von Thurn und Taxis in erlauchtem Kreis beim Regensburger Domforum 2008. Foto: Archiv/ Staudinger

Durchlaucht war schon mal mehr wert! Im vergangenen Jahr ging die Fürstin für 280 Euro über den Auktionstisch. Damals für die „Stiftung Ja zum Leben”, ebenfalls ein „Lebensschützer-Club”. In dieser Szene ist Durchlaucht gut vernetzt. Gern hört man dort abstruse Thesen (nicht nur) aus Promi-Mund. Dass die Pille „eine Form der Abtreibung” und damit „Mord” ist, dass Sex („schnackseln”) nur dazu da ist, um Kinder zu kriegen und dergleichen mehr, dürfte auch bei der JVL auf positive Resonanz stoßen.

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Als juristische Speerspitze der „Lebensrechtbewegung” verwendet die JVL unter anderem viel Zeit darauf, Einrichtungen der Familien- und Sexualberatung, wie z.B. pro familia, die Legitimität ihrer Arbeit abzusprechen. Dazu führt man Prozesse oder startet – angesichts guter Kontakte – Kampagnen gegen Aufklärungsbroschüren. Beste Kontakte pflegt man naturgemäß zur katholischen Kirche. 2005 empfing Papst Benedikt unter anderem den JVL-Vorsitzenden Bernward Büchner und seinen Stellvertreter Christian Hillgruber zu einer Generalaudienz. Wen wundert es da noch, dass der Völkerrechtler Hillgruber die Auffassung vertritt, dass die Mutter eine Rechtspflicht zum Austragen und Gebären treffe.

Während Christian Hillgruber sich vehement für die Rechte des „Ungeborenen” einsetzt, ist es mit den Rechten bereits Geborener nicht so weit her. 2002 führte Hillgruber ein Interview mit der Wochenzeitung Jungen Freiheit zum damals diskutierten Zuwanderungsgesetz. Dabei vertrat er unter anderem die Auffassung, dass humanitäre Bleiberechte, etwa nach der Genfer Flüchtlingskonvention, in ihrer Reichweite „zum Teil einfach deutlich überzeichnet” würden. Hillgruber wandte sich insbesondere gegen eine gesetzliche Verbesserung für die Opfer nicht-staatlicher und geschlechtsspezifischer Verfolgung. Die Bundesrepublik sei in erster Linie ein Staat „des deutschen Volkes”.

"Charity-Auktion": 200 Euro gibt es dank Gloria für die fragwürdigen juristisch bewanderten Lebensrechtler.

Die „Junge Freiheit“ tauchte regelmäßig in Berichten von Landesverfassungsschutzämtern unter der Rubrik Rechtsextremismus auf. „Typisch für die Junge Freiheit ist das geschickte Agieren in einem Grenzbereich von demokratischem Konservativismus, Rechtsradikalismus und Rechtsextremismus“, wird noch 2004 im NRW-Verfassungsschutzbericht ausgeführt. (Passage verändert am 15.07.09, Anm. d. Red.).

Erst 2005 wurde das mit Hinweis auf die im Grundgesetz garantierte Pressefreiheit verboten. Von alledem habe er seinerzeit nichts gewusst, behauptet Jurist Hillgruber heute.

Mit der Distanz zu braunem Gedankengut scheint es bei der JVL aber dennoch nicht besonders weit her zu sein. Ein Mitglied der ersten Stunden, Professor Willi Geiger, wirkte als NS-Staatsanwalt an mehreren Todesurteilen maßgeblich mit.

Der Rechtsanwalt Wolfgang Philipp, Mitbegründer der JVL, ließ bereits in diversen Publikationen keinen Zweifel an seiner Geisteshaltung (unter anderem in der Jungen Freiheit). Zum Thema Ausländer und Asylrecht meinte er laut einem Bericht der taz etwa: „Wie Troja von den Griechen wird unser Land von Millionen belagert.” Den Deutschen seien bereits riesige Siedlungsgebiete verloren gegangen. Nun werde „das Kernland und seine Bevölkerung endgültig preisgegeben”.

Einem weithin wohlgelittenem „Lebensschützer”, Dr. Siegfried Ernst, attestierte das Amtsgericht Köln 1993, dass „seine Äußerungen derart rassistische Züge haben, dass sich bei jedem unbefangenem Betrachter sofort der Vergleich mit der Ideologie des Dritten Reichs aufdrängt”. Ernst erregte sich unter anderem über die „Bastardisierung der Rassen”.

Ungeachtet dessen gehört er für den JVL-Vorsitzenden Büchner bis heute zu den Persönlichkeiten, die ihn „besonders beeindruckt” haben. Hier ist er in guter Gesellschaft. Der mittlerweile verstorbene Ernst wurde zu Lebzeiten mehrfach vom Papst empfangen. Ein Privileg, das Siegfried Ernst mit Fürstin Gloria teilt, deren Preisverfall nur zu begrüßen ist.

 

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Kommentare (9)

  • Mündige Christin

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    Es ist – leider – nicht neu, daß diejenigen,
    die sich als selbsternannte “Lebensschützer”
    betrachten, keine Berührungsängste vor reak-
    tionären politischen Gruppen.
    Jeder denkende Mensch wird unterschreiben, daß
    Abtreibung nie und nimmer ein Mittel der Fami-
    lienplanung sein darf und das sehen auch all
    diejenigen Institutionen (donum vitae, pro fa-
    milia usw. so.
    Den “Lebensschützern” geht es in keinster Weise
    um das Leben des Ungeborenen, sondern einzig
    und allein darum, die Frauen zu diskriminie-
    ren, denn: Die Frau muß für die schöne Stunde
    büssen. So denken sie, sagen es aber nicht laut, daher muß das Leben des Ungeborenen,
    das diesen Herrschaften scheißegal ist, her-
    halten.

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  • Absolut richtig

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    Na wieder was zum beobachte für unsere Vefassungschützer.

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  • bert

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    @absolut richtig

    das wäre schön; schade, dass diese jvl einige (verfassungs)richter stellt. da hackt eine krähe der anderen kein auge aus.

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  • Mündige Christin

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    Um solche Zusammenhänge zwischen bigotter Hal-
    tung und ideologischer Nähe zur rechten Szene,
    sollte sich der Verfassungsschutz kümmern, aber nicht darum, ob ein Kommunist Trambahn-schaffner werden darf oder Totengräber auf dem
    städtischen Friedhof.

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  • Fürstliches Dschungelcamp | Regensburg Digital

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    […] aus der Blaublut-Auktion. Das Jahr darauf durfte sich die „Juristenvereinigung Lebensrecht“ über den niedrigen dreistelligen Betrag freuen, den die Gloria […]

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  • Veronika

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    Da gibt es ja noch Hoffnung für Regensburg, wenn nicht einmal die Eingefleischten mehr als 280.– Euro für einen Termin bieten wollen.
    ————————-
    Endlich scheint man zu begreifen, dass sich die Diözese Regensburg mit deren umfassenden Ländereien in der gesamten Oberpfalz dennoch nicht als “Katholische Enklave” eignet. Schliesslich ist es die Mitte Europas und die Tschechische Republik wird hier nicht zuletzt wegen der Sudetendeutschen Frage auch noch mitreden wollen.
    Was das WERK in Spanien angerichtet hat, wird es hier nicht bringen können.

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  • Veronika

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    @Absolut richtig:

    “Na wieder was zum beobachte für unsere Vefassungschützer.”.
    ————————
    Ich denke da beobachtet mittlerweile nicht nur der bundesdeutsche Verfassungsschutz. Da geht es um vielmehr, denn die haben die Finger auch nach Rumänien, Bulgarien und Indien ausgestreckt. Schön Schulen bauen und Bildung versprechen, um dabei auch gleich noch jede Menge Ländereien einheimsen zu können. Plötzlich gehören ganze Landstriche einer katholibanen Community, und die Staaten dürfen sich fragen, wie man die wieder rausbekommt.

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Kommentare sind deaktiviert

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