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Wer wohnt in Urmanns Bungalow?

Justizposse um das Privathaus des Ex-Porno-Abmahners

Seit Längerem läuft ein Zwangsversteigerungsverfahren gegen das Privathaus von Ex-Abmahn-Anwalt Thomas Urmann. Doch wer hat den Schlüssel?

Gericht

485.000 Euro – so hoch wurde der Verkehrswert des Einfamilienhauses von Ex-Abmahn-Anwalt Thomas Urmann („Porno-Pranger“, Redtube-Affäre) geschätzt, als dieses am 19. Oktober 2015 zwangsversteigert werden sollte. Fast schon ein Schnäppchen sollte man meinen, angesichts der guten Lage des Atriumbungalows im Stadtwesten, mit einer Wohnfläche von 145 Quadratmetern und einem dazugehörigem Grundstück, das 600 Quadratmeter groß ist. Doch zur Versteigerung ist es bis heute nicht gekommen. Urmann wehrt sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den Verlust seines Eigenheims. Am Donnerstag kam es im Zuge dieser juristischen Auseinandersetzungen zu einem bemerkenswerten Gerichtstermin.

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Mietvertrag mit einem alten Bekannten

Geklagt hatte Rechtsanwalt Robert Messerer, der seit Ende 2014 als Zwangsverwalter für das Anwesen fungiert, um so die Rechte der Gläubigerbank zu sichern. Auch Thomas Urmann war zu dem Termin erschienen, allerdings nur als präsenter Zeuge. Beklagt wurde ein alter Bekannter des Ex-Abmahn-Anwalts: der als Internetabzocker bekannt gewordene Frank Drescher, zu dem Urmann in der Vergangenheit rege Geschäftsbeziehungen pflegte.

2013 hatte das Amtsgericht Regensburg in einem Zivilverfahren Drescher und Urmann wegen massenhafter Abmahnungen von Online-Shops „vorsätzlich sittenwidrig(es)“ Verhalten attestiert. „Hier wurde versucht, mit einem Minimalaufwand auf Kosten anderer Geld zu machen“, so der Vorsitzende Richter damals. Einer Berufung vor dem Landgericht hielt dieses ungewöhnlich deutlich formulierte Urteil stand. Strafrechtlich blieb die Angelegenheit allerdings bislang ohne Folgen.

Auch dem persönlichen Verhältnis zwischen Drescher und Urmann scheint das alles nicht geschadet zu haben. Im Juni 2014 unterzeichnete Drescher einen Mietvertrag für Urmanns Bungalow. Dass dieser Mietvertrag dem Umstand geschuldet sein könnte, dass die Zwangsversteigerung eines Gebäudes so zumindest erschwert wird, lässt sich zumindest vermuten.

Den Mietvertrag unterschrieben, Miete gezahlt, aber nie drin gewohnt…

Als wenige Monate die Zwangsverwaltung angeordnet wurde, traf Drescher sich im Dezember 2014 mit Rechtsanwalt Robert Messerer, um die daraus folgenden Modalitäten für seinen Mietvertrag zu besprechen. Doch weil anschließend über mehrere Monate die Mietzahlungen ausblieben, klagte Messerer nun auf Räumung der Wohnung und Herausgabe der Schlüssel.

Doch diesen Schlüssel will Drescher, der ohne Anwalt vor Gericht erschien, nie besessen haben. Dass er den Mietvertrag unterschrieben habe, das sei schon richtig. Ja. „Aber ich habe nie einen Schlüssel für das Haus gehabt und habe nie darin gewohnt. Das habe ich auch nie behauptet.“ Mittlerweile sei er in Riekofen gemeldet.

Auf die Frage Messerers, warum er dann zwei Mal die Miete bezahlt habe, warum der Vertrag mit der REWAG immer noch auf ihn laufe, weicht Drescher aus. „Dass er zu Messerer gesagt habe, er wolle die Miete mit irgendwelchen Schulden Urmanns aufrechnen, sei so nicht wahr. Kurzum: Jemanden, der nicht in dem Gebäude wohnt, kann man nicht räumen lassen und jemandem, der nie einen Schlüssel besaß, kann diesen auch nicht herausgeben. Wer den Schlüssel denn eigentlich habe, wollte Messerer wissen. „Vermutlich Urmann“, gab Drescher zurück. Und so zog Messerer die Klage zurück und unverrichteter Dinge von dannen.

Klage gegen Urmann nur eine Frage der Zeit

Dass er das Treffen mit Drescher etwas anders in Erinnerung hat, tat der Zwangsverwalter vor Gericht mehrfach durch demonstratives Kopfschütteln kund. Und es wird wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis Messerer nun Thomas Urmann auf Herausgabe der schmerzlich vermissten Schlüssel verklagen wird, um so endlich eine Versteigerung der Immobilie ins Werk setzen zu können. Der Ex-Abmahn-Anwalt ist ja, wie berichtet, offiziell in Istanbul gemeldet. Just am Donnerstag hatte er aber dann doch Zeit, um als spontaner Zeuge, der dann doch nicht vonnöten war, bei Gericht zu erscheinen und nach dem Termin mit Drescher noch auf einen Kaffee zu gehen. Dass Urmann sich im Recht sieht und die Schuld der Gläubigerbank zuweist, versteht sich natürlich von selbst.

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Kommentare (10)

  • peter

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    mir ist es völlig unverständlich, das kein schlüsseldienst ein neues schloss einsetzt und aus die maus.
    die geldmengen und die arbeitsstunden bei den ermittlern und der justitz die mittlerweile verbrannt wurden weil urmann als GUT VERNETZTER ex-jurist alle kniffe der prozessverschleppung kennt, sollte doch im wenigsten durch veräusserung des besitzes ein wenig kompensiert werden.
    nachdem in der vergangenheit eine ladung an urmanns “wohnsitz” in istambul gescheitert ist muss man sich fragen warum urmann noch frei herumlaufen kann, denn augenscheinlich besteht ja fluchtgefahr…

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  • Lothgaßler

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    Oh Justizia, mach endlich deine Augenbinde ab und hol dein Schwert raus!

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  • Grips

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    Ex-Rechtsanwalt Urmann ist für mich nur das Bauernopfer einer viel grösseren Sauerei: Die besteht darin, dass bundesweit die Staatsanwälte auf seinen Antrag hin zehntausende von Internetnutzer-Adressen an ihn und seine Kumpane herausgegeben haben. Und dass die Internetprovider sich gegen die Herausgabe-Anordnung der Daten ihrer Kunden gewehrt haben, habe ich auch nirgendwo gelesen. Versagen des Rechtsstaates, Datenschutz, Kundenschutz, das wurde hier schnell unter den Tisch gekehrt.

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  • hutzelwutzel

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    @Grips:
    Ex-Rechtsanwalt Urmann ist für mich nur das Bauernopfer einer viel grösseren Sauerei: Die besteht darin, dass bundesweit die Staatsanwälte auf seinen Antrag hin zehntausende von Internetnutzer-Adressen an ihn und seine Kumpane herausgegeben haben.
    Meiner Meinung nach sehr gut erkannt! U. war auch meiner Ansicht nach nur der “Tester”, der “Datenbringer”. Was U. gerade in technischer Hinsicht fabrizieren ließ, ist für diese, hier so handelnden Leute viel gravierender als das, was CGHQ und die NSA machen. Dieses nämlich sind Geheimdienste. Paßt also mal schön beim Surfen vor allem auf die DNS-Server auf, die in der Oberpfalz sehr sehr selten sind, und über die man alles abhorchen kann, vor allem in Regensburg. ;-)

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    […] Nach der Redtube-Affäre, die breites mediales Echo nach sich zog, kam der einst so florierende Geschäftsbetrieb vollständig zum Erliegen. Im Dezember 2013 wurden alle Beschäftigten der Kanzlei entlassen. Wenig später wurde Urmann wegen Insolvenzverschleppung bei einer Wurstfabrik zu einer Bewährungsstrafe verurteilt und gab seine Zulassung als Rechtsanwalt zurück. Der mondäne Zeisstower, in dem die Kanzlei einst residierte, ist verkauft. Mit einer Bank tobt aktuell ein Rechtsstreit um die Versteigerung seines Privathauses. […]

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