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„Da gehört was gemacht.” „Genau. Da gehört was gemacht.” „Unbedingt. Da müssen wir was machen.” „Ja, aber das? Eine Gedenktafel?” kadlez-helgitEs ist Donnerstag. Wir befinden uns in der Sitzung des Regensburger Kulturausschusses. Hierher haben die Stadtratsfraktionen jene Stadträtinnen und Stadträte entsandt, denen sie genügend Geist, Kreativität und Enthusiasmus zutrauen, um die kulturpolitischen Geschicke Regensburgs zu bestimmen (Im Bild: Helgit Kadlez, CSU). Unter den Augen von vielleicht zehn Zuschauerinnen wird gerade Tagesordnungspunkt 5 diskutiert. Die Freien Wähler haben beantragt, eine Gedenktafel für die Neupfarrplatzgruppe aufzustellen. „Was soll den da drauf stehen? Das kapiert doch keiner.” „Da muss man mehr erklären. Da reichen keine zwei Sätze.” „Ob das zielführend ist?” „Da verzetteln wir uns.” „Da muss es doch was Besseres geben.” Eine Gruppe von NS-Gegnern ist eigentlich etwas, worauf Regensburg stolz sein sollte. Vierundvierzig Männer und fünf Frauen unterschiedlichster politischer Gesinnung – von Kommunisten über Monarchisten bis hin zu Sozialdemokraten – trafen sich regelmäßig auf dem Neupfarrplatz, um dort miteinander zu diskutieren und ihre Gegnerschaft zum NS-Staat in die Öffentlichkeit zu tragen. Diesen Mut mussten einige von ihnen mit dem Leben bezahlen. Zwischen 1942 und 1943 kam es zu Verhaftungen, Todesurteilen und Hinrichtungen. Neun Mitglieder der Gruppe wurden von den Nazis ermordet. „Aber was? Aber was?” „Ja, was?” schlegl-christianEine BOS-Schülerin hat sich im Rahmen ihrer Abschlussarbeit intensiv mit dieser Regensburger Widerstandsgruppe beschäftigt. In einem Brief an die Stadtratsfraktionen hat sie eine Gedenktafel angeregt. Die Freien Wähler reagierten, stellten einen entsprechenden Antrag und provozierten damit eine Diskussion im Kulturausschuss, während derer mehrere Zuhörer genervt den Sitzungssaal im Alten Rathaus verlassen. „Eine Schande. Eine Katastrophe. Eine Unverschämtheit.” Bereits am Vortag hatten Margit Wild (SPD) und Christian Schlegl (CSU) im Regensburger Wochenblatt angekündigt, dass die Koalition einer Gedenktafel nicht zustimmen wird. Schlegl (im Bild) sprach von „Gedenktafel-Tourismus” und davon, dass mit dem Karavan-Kunstwerk ohnehin an die „Geschichte des Neupfarrplatzes per se” erinnert werde. Die CSU-Vertreter im Kulturausschuss kennen Schlegls Aussagen nicht und Schlegl selbst ist hier kein Mitglied. So eiert man um das Thema herum. Man brauche da was anderes, was besseres, nicht wieder eine Gedenktafel, meint etwa Stadträtin Helgit Kadlez. Die SPD schließt sich an. Die FDP schweigt sich aus. Grüne, Freie Wähler, Linke und ödp, die gern eine Gedenktafel hätten, aber schlicht keine Mehrheit haben, stimmen schließlich dem Vorschlag von Sozialbürgermeister Joachim Wolbergs zu, Kulturreferent Klemens Unger mit der Ausarbeitung eines Konzepts zu betrauen. unger-klemens„Herr Unger, machen Sie ein Konzept. Wir brauchen pfiffige Ideen.” „Aber zu viel kosten darf’s nicht.” „Und schnell muss es gehen.” Unger (im Bild) nimmt’s zur Kenntnis. Er hat am Vortag im Wochenblatt zu verstehen gegeben, dass der Neupfarrplatzgruppe in seinen Augen bereits ausreichend gedacht werde. Auf geht’s zu Tagesordnungspunkt 6: Museen. „Das ist schlimm! Wir müssen was machen.” „Da gehört was gemacht.” „Aber was? Ja was …

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Kommentare (8)

  • Neuromancerr

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    Geil! Danke für diesen Artikel!
    Wenn sich unsere Stadträte und Konsorten nackt oder in peinlichster Unterwäsche auf den Neupfarrplatz stellen würden, sie sie hätten sich nicht mehr bloßstellen können.

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  • Manfred Veits

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    Bürger dieser Stadt, schaut auf diesen Rat!

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  • Matthias Beth

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    Der Stadtrat handelt nach der Devise, gestern ist heute morgen!

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  • Klemenß

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    Mei, vielleicht soit ma a bissl wos o’leicht’n, an Dom oder d’Neipfarrkirch. auf d’nacht irgendwos o’strahl’n. Des hom de Nazis doch a scho g’macht und g’wirkt hot’s oiwei’, oder liachtl’n auf d’nacht schwimmad in Donau einisetztn. Des ist Kultur! Des kummt bestimmt o!

    Klemenß

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  • Redaktion

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    Pressemitteilung der ödp-Stadtratsfraktion

    „Gedenktafel-Tourismus“ – Christian Schlegels „Unwort des Jahres“

    Als eine nicht nur sprachlich verhängnisvolle Entgleisung wertet der Vorsitzende der ÖDP-Stadtratsfraktion Dr. Eberhard Dünninger die Äußerung des CSU-Fraktionsvorsitzenden Christian Schlegel zu einer von den Freien Wählern im Kulturausschuss beantragten Gedenktafel für die „Neupfarrplatzgruppe“, ihren Widerstand gegen den Nationalsozialismus und ihre Todesopfer. Schlegels Kommentierung lässt allen Respekt vor den Opfern des Nationalsozialismus und allen Jahrzehnte zurückreichenden Bemühungen um eine gerechte Erinnerungskultur anstelle billiger Verdrängungsmentalität vermissen. Die Nachfahren von ermordeten jüdischen Mitbürgern, die oft in bewegender Weise an der Verlegung von „Stolpersteinen“ in Trauer Anteil nehmen, sind keine „Gedenktafel-Touristen“ ebenso wenig wie die jungen Leute, die am 09. November oder auch bei Stadtführungen bei diesen Stolpersteinen der ermordeten Mitbürger gedenken. Der Fraktionsvorsitzende der CSU im Regensburger Stadtrat sollte sich bei den Bürgern der Stadt, aber auch bei allen Besuchern Regensburgs, die der Verfolgten und Ermordeten gedenken entschuldigen. Die „Kanaken“ seines Amtsvorgängers waren eine interne Angelegenheit der Fraktion und Partei. Mit dem „Gedenktafel-Tourismus“ steht das Ansehen unserer Stadt weit über ihre Grenzen hinaus, vielleicht europa- und weltweit, auf dem Spiel.

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  • peter sturm

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    „Gedenktafel-Tourismus”
    trägt herr schlegl eigentlich springerstiefel bei stadtratssitzungen?

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  • Miss Piggy

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    War da net noch was mit dem Erbprinz ? So um die knappen 3 Jahre her…

    Da wird aber der Hansi jetzt auch mal in seiner ach so bewährten Art handeln müssen !!!

    Und diesmal wird er ihn nicht mehr decken können !!!!

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Kommentare sind deaktiviert

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