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Regensburg im Jahr 1932. Weltwirtschaftskrise. Deutschland kurz vor der Machtergreifung der Nazis. Das Land im Taumel. Der Bäcker Jakob Schmid und der Hafenarbeiter Hans Berzel haben – wie so viele – ihre Arbeit verloren. Die Entlassungspapiere noch in der Tasche denken sie über ihre Zukunft nach. Dann kommt den beiden Spielern des 1. FC Regensburg (heute: SSV Jahn) die zündende Idee: Sie beschließen einen zwölf Zentner schweren Fußball aus Holz zu bauen und ihn quer durch Deutschland zu ziehen, um für den Sport im Allgemeinen und den Fußball im Speziellen zu werben.
Der Ball in Bau: Über 500 Stunden Arbeit steckten Schmid und Berzel im Vorfeld der Reise in ihr Projekt.
Was sich wie eine bizarre Groteske anhört, sorgte zwischen Mai 1932 und August 1933 deutschlandweit für Furore. Der „Riesenfußball“ war Thema in verschiedensten Zeitung. Über Straßen, Feldwege und an Küsten entlang, gelangten Schmid und Berzel dabei im Norden bis nach Sylt und bezwangen im Süden am Tegernsee den 1.500 Meter hohen Wallberg. Sie besuchten Fubballclubs quer durch ganz Deutschland. Der zwei Meter im Durchmesser große Fußball diente den beiden dabei als Schlafplatz.
Ihre Reise endete nach über 2.000 Kilometern in Rosenberg, wo der Ball auseinanderbrach.
Ballonauten-Poesie: Artikel in einer Fürther Zeitung aus dem Jahr 1932.
Der Ball soll wieder durch Deutschland rollen
Sie dokumentierten diese Tour in einem Buch, klebten Fotos, Genehmigungen, Postkarten oder Schuldscheine hinein, machten Notizen und Bemerkungen. Ihre Erlebnisse schrieben sie in einem Tagebuch nieder.
Vor knapp zwei Jahren ist dieses Buch dem Journalisten Hubertus Wiendl in die Hände gefallen. Er hat das Material – allein an die 1.000 Fotos – digitalisiert, das Tagebuch wurde transkribiert und im Mai sollen die beiden „Ballonauten“, wie er sie nennt, wiederauferstehen.
Hat das Tagebuch wiederentdeckt: Hubertus Wiendl.
WERBUNG
„Der Ball soll wieder durch Deutschland rollen“, sagt Wiendl. Dafür hat er zusammen mit Lehrern, Handwerkern, Journalistinnen und Uni-Dozenten einen eigenen Verein gegründet, der jetzt Unterstützer sucht.
Ein Nachbau des Balls – vorerst aus Kostengründen noch aus Laminat – ist bereits in Arbeit. Die Vision: Eine Wiederholung der Tour quer durch Deutschland. Von Station zu Station, von Schule zu Schule.
Unverstellter Blick auf die Zeit der Machtergreifung
„Die Nazi-Zeit ist für die Jugendlichen heute nur noch trockenes Geschichtswissen“, sagt Wiendl. „Über Betroffenheit oder Familiengeschichte sind sie kaum noch zu erreichen.“ Dabei biete die heutige Zeit viele Anknüpfungspunkte.
Eine weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise, Migration und Integration als Reizthema, Arbeitslosigkeit, fehlendes Vertrauen in die Politik und Radikalisierung bestimmten den Alltag damals und sie sind auch heute längst nicht passé. Das Tagebuch von Schmid und Berzel bietet just diese Anknüpfungspunkte von damals.
Beginn der Reise: Jakob Schmid und Hans Berzel mit ihrem Riesenfußball.
Sie waren vor Ort, in den Suppenküchen der SA, in Diskussion mit Kommunisten, auf Polizeistationen, im Gespräch mit Handwerkern, Fußballkameraden und Arbeitslosen und bieten einen unideologischen, direkten Blick „von unten“ auf die damalige Gesellschaft, die herrschende Stimmung.
„Ermittlungsakte Ballonauten“
Zusammen mit Zeitungsartikeln, amtlichen Schreiben, Fotos und Zeichnungen liefert das Tagebuch das, was Wiendl eine „Ermittlungsakte“ nennt.
Unterwegs: Der Ball vor dem Brandenburger Tor.
Was war damals vor Ort los? Was gibt es dazu noch zu erzählen? Hat jemand Fotos, Zeitungsartikel aus dieser Zeit? Nach und nach soll so im Internet ein Wiki aufgebaut werden, das jeder, der etwas beizutragen hat, mit Material aus dieser Zeit – kurz vor der Machtergreifung – füllen kann.
Wiendl: „Die Frage ist nicht, was danach passiert ist, sondern wie es dazu kommen konnte.“
Jugendliche als Forscher, Ermittler und Mitautoren
Schülerinnen und Schüler können das direkt erfahren: Als Ermittler, Forscher und Mitautoren einer Geschichte über die Deutschlandreise von Berzel und Schmid und nicht zuletzt über ihren eigenen Heimatort. Am Ende soll schließlich – das ist das Ziel – nicht nur ein umfangreiches Wiki, sondern auch ein Kino-Film stehen, an dessen Entstehung Jugendliche aus ganz Deutschland mitgewirkt haben.
Der Riesenfußball am Jahn-Stadion.
Ab 15. Februar veröffentlicht regensburg-digital täglich exklusiv einen Tagebuch-Eintrag. Zeitgleich wird sich auch die Seite des Ballonauten-Projekts nach und nach füllen. Im Mai – 80 Jahre nach dem Aufbruch der beiden Regensburger – soll es schließlich so weit sein: Dann wird eine erste Version des Balls durch Regensburg rollen.
Bravo – geniale Idee. Dafür gibt es doch bestimmt Unterstützung. Für die Schulen und den Geschichtsunterricht eine prima Abwechslung und sehr anschaulich.
Der SSV-Jahn sollte unbedingt mitmachen! Da kann der Verein was fürs Image Deutschlandweit machen.
Na, da dürfen wir gespannt sein, auf den “unideologischen, direkten Blick ‘von unten’ in die damalige Gesellschaft, die herrschende Stimmung” und in die “Suppenküchen der SA”. Falls diese “Blicke” von damals heute nicht politisch korrekt sind, werden Sie doch sicher durch die heutige politisch korrekte Zensurbrille gefiltert und “korrekt” wiedergegeben?!
@Hans-Adolf Herrmann
Von dem, was ich von H. Wiendl gesehen habe, wirkt er nicht wie jemand, der noch einmal überarbeitet und filtert, nur um politisch korrekt zu bleiben. Und das ist auch gut so.
Nette Aktion, bin aufs Feedback gespannt und hoffe, dass v.a. ‘unsere Jugend’ (bin Mittzwanziger) nicht schon so zermatscht in der Birne ist, dass sie es mit einem einfachen “Boah alda foll die schwuhle scheise” abtun.
[…] Wiendl hat das Tagebuch wiederentdeckt, es transkribiert und will nun zusammen mit einem Verein ein deutschlandweites Jugendprojekt starten. Der erste Schritt: Im Mai soll ein Nachbau des Balls durch Regensburg rollen. An dieser […]
Die Ballonauten sind so abgedreht, die könnten glatt Briten sein, die Jules Verne gelesen haben. Die Idee, die “60 Wochen am Ballon” auch praktisch zu rekonstruieren, ist auch nicht weniger als sehr gut, selbst wenn die Zeiten (noch) nicht (wieder) ganz so mies sind. Glück ab – Gut Land!
[…] plant, diese Reise mit dem nachgebauten Ball ein zweites Mal anzutreten. Sinn und Zweck der Übung ist es, gerade in Brennpunkt-Regionen des Rechtsradikalismus im Osten bei der Jugend Werbung für Toleranz […]
Jahn-Fan
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Hammer! Das ist ja auch ein Stück SSV Jahn-Geschichte! Bitte mehr davon!
Kernel
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Bravo – geniale Idee. Dafür gibt es doch bestimmt Unterstützung. Für die Schulen und den Geschichtsunterricht eine prima Abwechslung und sehr anschaulich.
Der SSV-Jahn sollte unbedingt mitmachen! Da kann der Verein was fürs Image Deutschlandweit machen.
Hans-Adolf Herrmann
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Na, da dürfen wir gespannt sein, auf den “unideologischen, direkten Blick ‘von unten’ in die damalige Gesellschaft, die herrschende Stimmung” und in die “Suppenküchen der SA”. Falls diese “Blicke” von damals heute nicht politisch korrekt sind, werden Sie doch sicher durch die heutige politisch korrekte Zensurbrille gefiltert und “korrekt” wiedergegeben?!
Jan T.
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@Hans-Adolf Herrmann
Von dem, was ich von H. Wiendl gesehen habe, wirkt er nicht wie jemand, der noch einmal überarbeitet und filtert, nur um politisch korrekt zu bleiben. Und das ist auch gut so.
Nette Aktion, bin aufs Feedback gespannt und hoffe, dass v.a. ‘unsere Jugend’ (bin Mittzwanziger) nicht schon so zermatscht in der Birne ist, dass sie es mit einem einfachen “Boah alda foll die schwuhle scheise” abtun.
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[…] Wiendl hat das Tagebuch wiederentdeckt, es transkribiert und will nun zusammen mit einem Verein ein deutschlandweites Jugendprojekt starten. Der erste Schritt: Im Mai soll ein Nachbau des Balls durch Regensburg rollen. An dieser […]
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Twix Raider
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Die Ballonauten sind so abgedreht, die könnten glatt Briten sein, die Jules Verne gelesen haben. Die Idee, die “60 Wochen am Ballon” auch praktisch zu rekonstruieren, ist auch nicht weniger als sehr gut, selbst wenn die Zeiten (noch) nicht (wieder) ganz so mies sind. Glück ab – Gut Land!
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