16 Feb2009
600.000 Euro für Brückenwettbewerb/
Altstadtfreunde lehnen Ersatztrassen ab
Die Worte könnten deutlicher nicht sein. Die Regensburger Altstadtfreunde haben zu den Plänen für eine Westtrasse Stellung genommen und fordern einen „Verzicht auf die beabsichtigten Planungen“. Bereits im Dezember letztes Jahr hat die renommierte Vereinigung eine siebenseitigen Broschur vorgelegt, die sich der „städtebaulich-denkmalpflegerischen Bedeutung des westlichen Oberen Wöhrds und der Holzländestraße“ widmet. Die Stellungnahme liegt seit längerem auch den städtischen Planern vor und die Botschaft ist unmissverständlich: Der „Verzicht auf die städtebaulich verheerenden Brückenplanungen zwischen Pfaffensteiner und Nibelungenbrücke“ wird gefordert. Konkret widmet sich der Verein, bislang eine gewichtige Stimme wenn es um Fragen des Denkmalschutzes geht, in seiner Stellungnahme ausschließlich der Westtrasse.
Von dem Brückenbau betroffen wären die Holzländestraße am einen, der Obere Wöhrd und das Fischerquartier am anderen Donauufer. Für letzteres wäre die Westtrasse den Altstadtfreunden zufolge ein „wesensfremdes und zerstörerisches Element“. Dort – wo sich die bedeutendsten Bürgerbauten des barocken Regensburg finden – gelte es den Charakter eines ruhigen und hochwertigen Wohngebiets mit einem ursprünglich geringen Verkehrsaufkommen zu erhalten.
Es gibt höhere Werte als ÖPNV und Wirtschaft
Am gegenüberliegenden Ufer – auf der Altstadtseite – sei die am besten erhaltene Donaufront der Regensburger Altstadt durch die Pläne bedroht. Der „hochwertige und historisch bedeutsame Einmündungsbereich“ zum Weißgerbergraben könne „nicht noch weiter zur Busschleuse gemacht werden“.
Das abschließende Fazit der Altstadtfreunde liest sich wie eine Kampfansage: „Es gibt in der Regensburger Altstadt Werte und Aspekte, deren Bewahrung von wesentlich höherer Bedeutung sind als die kurz- oder mittelfristigen Interessen des ÖPNV und der Wirtschaft, die seit Jahrzehnten in schöner Regelmäßigkeit den Untergang der Altstadt prophezeit.“
Stadtrat wird selektiv informiert
In der Verwaltung selbst lässt man sich von derlei Stellungnahmen freilich wenig beirren. Am Dienstag werden die Stadträte in der Sitzung des Planungsausschusses (16 Uhr, Neues Rathaus) unter anderem über den geplanten Wettbewerb zur Ersatztrasse informiert. Der schlägt aktuellen Schätzungen zufolge mit 600.000 Euro zu Buche, von denen 40.000 derzeit noch fehlen und erst durch Umschichtungen im Haushalt zur Verfügung gestellt werden können.
In der ersten Phase dieses Wettbewerbs sollen Planer Entwürfe und Gestaltungsvorschläge für das Umfeld einer neuen Brücke vorlegen. Geplant werden soll für beide Varianten: Ost- und Westtrasse. Starten wird der Wettbewerb frühestens im Juni. Wie von uns berichtet, ließ Oberbürgermeister Hans Schaidinger – erstmals offiziell – die UNESCO über die Brückenplanungen informieren. Nun wartet die Verwaltung die Sitzung des Welterbe-Komitees im Juni in Sevilla ab.
Daneben werden die Stadträte am Dienstag auch über die Ergebnisse der Bürgerversammlungen zu den Ersatztrassen in Stadtamhof und im Stadtnorden informiert. In der Verwaltungsvorlage findet sich auch ein kurzer Absatz zur Haltung der Altstadtfreunde. „Die Altstadtfreunde plädieren (…) für größte Sensibilität bei den Planungen“, heißt es darin. Was darunter konkret zu verstehen ist, kann man in der Broschur der Altstadtfreunde lesen: „Diese Sensibilität muss einen Verzicht auf die Planungen bedeuten.“ In der Verwaltungsvorlage findet sich diese Passage freilich nicht. Die selektive Informationspolitik in punkto Ersatztrasse – siehe artenschutzrechtliche Untersuchung zu einer Grieser Brücke (Osttrasse) – setzt sich damit konsequent fort.
karl
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“Es gibt höhere Werte als ÖPNV und Wirtschaft”
Wenn ich nicht mit dem Bus zur Arbeit muss und das täglich, dann kann ich zu der Ansicht kommen. Wenn ich keinen Arbeitsplatz in der Wirtschaft brauche, z.B. im Einzelhandel in der Altstadt brauche, dann kann ich das auch vertreten
Als ÖPNV Benutzer oder Einzelhandelsangestellter in der Altstadt ist dieser Satz als eine Kampfansage von selbsternannten meist akademisch gebildete Allesbesserwissenden zu klassifizieren, die nur ihrem Egoismus frönen und denen alte Häuser bzw. die frei Sicht auf selbige, weil die Häuser selbst ja nicht angetastet werden, wichtiger sind als Menschen die den ÖPNV benutzen müssen oder um ihren Arbeitsplatz im Einzelhandel der Altstadt Angst haben.
Der Egoistmus und die Selbstherrlichkeit mit der Teile dieser Stadtgesellschaft glauben gegen alles und jedes in dieser Stadt sein zu müssen ist empörend.
Übrigens, welch herrliches Donaupanorama würde man von dieser Westtrassenbrücke oder von der Badstraße mit Blick auf die Patriziertürme am Weinmarkt und auf St. Oswald haben, wenn der hässliche Eiserne Steg mit seinem Pionierschnellbrückenstahlträgern verschunden wäre.
Habenne diese gottbegnadenten Denkmalschützer schon mal darüber nachgedacht?
Armin
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Wer den Herrschaften der Stadt Regensburg mal seine Meinung zu Westtrasse und so weiter schreiben will, der findet hier die Kontaktmails:
>http://www.regensburg.de/mail/index.shtml<
Zum Karl:
Ein paar Fahrradverleih-Stationen rund um die Altstadt könnte sich der Nahverkehr auch mal überlegen, anstatt rießige Summen in eine Brücke zu investieren.