05 Feb2008
Stadtbau: Einer lügt!
Die Stadtbau-Affäre: Zuerst Schmier- jetzt Fremdgelder
Daut widerspricht Hans Schaidinger/ Karrieresprung für Monika Z.
In der Mitte kann die Wahrheit in diesem Fall schwerlich liegen. Als am Donnerstag im Stadtrat die Korruptionsaffäre bei der Stadtbau aufgeklärt werden sollte, die Stadtspitze erklärte, um „größtmögliche Transparenz” bemüht zu sein und 450 Seiten an Aktenmaterial durchdiskutiert wurden, fehlte einer, der die Details wohl am Besten kennt: der geschasste Geschäftsführer Martin Daut.
„Wir haben ihn eingeladen. Darüber gibt es Unterlagen”, hatte Oberbürgermeister Hans Schaidinger Dauts Abwesenheit begründet. Mehrere Stadträte hatten zuvor darauf gepocht, auch Dauts Sicht der Dinge hören zu wollen. Schaidinger: „Wir können Herrn Daut nicht vorführen lassen.”
Glaubt man dem, was Daut selbst dazu gegenüber mehreren Stadträten geäußert hat, wäre es gar nicht notwendig gewesen, „ihn vorführen zu lassen”. Er wäre freiwillig gekommen. Seinen Anwälten soll aber von der Stadt mitgeteilt worden sein, dass er nicht erscheinen müsse/ solle. Dauts Ehefrau sagt gegenüber unserer Redaktion am Telefon: „Bei uns ist keine Einladung im Briefkasten gelandet.”
Alles etwas undurchsichtig. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Daut gegen seine Kündigung klagt. Unbestätigten Informationen zufolge geht es dabei um rund 200.000 Euro Abstandszahlungen.
Weit her mit Transparenz ist es auch nicht in Sachen Monika Z.. Die Stadtbau-Mitarbeiterin hatte Wohnungen gegen Bares vergeben. Ein Ermittlungsverfahren gegen Monika Z. wurde gegen Zahlung von 5.000 Euro eingestellt, weil sie geständig war. Nachdem das Wochenblatt die Affäre aufgedeckt hatte, musste Daut seinen Hut nehmen. Grund: Er hatte Monika Z. nur abgemahnt, erklärt, an der Sache sei „nichts dran” und habe den Oberbürgermeister nur „selektiv informiert” (Schaidinger).
Monika Z. hat einen gehörigen Sprung auf der Karriereleiter gemacht. Als Wochenblatt digital – bereits am Mittwoch – nachfragt, will man aber bei Stadt und Stadtbau nichts darüber wissen.
Monika Z. wurde versetzt – und ist jetzt für richtig viel Geld zuständig
Während man weder bei der städtischen Pressestelle noch bei der Stadtbau (dort ist der Interimsgeschäftsführer Klaus Nickelkoppe gerade krank) etwas darüber wissen will, an welcher Stelle Monika Z. zwischenzeitlich arbeitet, hat sich Wochenblatt digital anderweitig informiert.
Die Frau wurde versetzt. Sie arbeitet mittlerweile in der kaufmännischen Abteilung der Stadtbau und ist zuständig für Wohnungseigentümer-Gemeinschaften. Ein schöner Sprung auf der Karriereleiter. Immerhin verwaltet die gelernte Zahnarztassistentin in dieser Eigenschaft die gemeinschaftlichen Gelder zur Instandhaltung der Wohnungen, nimmt sämtliche Zahlungen entgegen, die mit der laufenden Verwaltung zusammenhängen, legt im Bedarfsfall Geld zinsgünstig an und zieht fällige Gelder und Beiträge der Wohnungseigentümer von ihren Konten ein. Alles in allem ist sie für Summen im fünfstelligen Bereich zuständig.
Vor nicht einmal zwei Monaten wurden die Verfehlungen der Stadtbau-Mitarbeiterin bekannt. Mittlerweile ist von über 50 Fällen die Rede, in denen Bares gegen Bude geflossen sein soll. Nur wenige Wochen ist es her, dass von der Stadtspitze vollmundig der Wille zur Korruptionsbekämpfung, -vorbeugung und -vermeidung verkündet worden ist. Und gerade fünf Tage ist es her, dass man bei einer Stadtratssitzung „größtmögliche Transparenz” zeigen wollte.
Ohne die Integrität von Monika Z. in Frage stellen zu wollen – jeder Mensch macht Fehler, jeder Mensch kann sich ändern – muss die Frage erlaubt sein, ob man mit dieser Versetzung, sprich: Beförderung, das richtige Zeichen setzt, um diese Ankündigungen auf den Weg zu bringen. Korruptionsvorbeugung sieht anders aus. Transparenz auch.