Westtrasse: Rückendeckung für Professor Hubel
Wenigstens einen weiteren Experten gibt es, der die Kritik von Professor Dr. Achim Hubel an den Plänen für die Westtrasse uneingeschränkt teilt. „Die Stadt sollte diese Pläne so rasch wie möglich fallen lassen“, sagt Bayerns oberster Denkmalpfleger, Generalkonservator Professor Egon J. Greipl. Schon „Dutzende Male“ habe das Landesamt für Denkmalpflege seine Bedenken der Stadt Regensburg „ausführlich vorgetragen“. Erfolglos.
Greipl: „Insofern freut es uns, wenn Professor Hubel diese Kritik teilt.“ Ob Hubel selbst erfreut ist? Der Bamberger Professor für Denkmalpflege hatte nach einem Besuch der Monitoring-Gruppe des deutschen Nationalkomitees von ICOMOS (Fachberatergremium der UNESCO) in Regensburg „größte Bedenken“ gegenüber der Westtrasse geäußert. Eine Meinung, die Generalkonservator Greipl uneingeschränkt teilt.
Aber auch eine Meinung, die für Hubel Folgen haben sollte. Nach unserer Berichterstattung am vergangenen Dienstag erschien tags darauf auch im Regensburger Wochenblatt ein entsprechender Artikel. Ein weiterer Bericht der Nachrichtenagentur ddp erschien am Freitag in mehreren überregionalen Tageszeitungen. In Regensburg übte sich die Mittelbayerische Zeitung zunächst in beredtem Schweigen. Der ddp-Bericht verschwindet nach kurzem Erscheinen wieder von der Internet-Seite der Mittelbayerischen.
Am Montag ist in der Online-Ausgabe von einer „Ente“ die Rede. Zurecht? Professor Dr. Michael Petzet, Präsident des ICOMOS-Nationalkomitees, bezeichnet die Regensburger Brückenplanungen als „vergleichsweise harmlose Angelegenheit“. Die Zusammenkunft in Regensburg sei nichts Außergewöhnliches gewesen. Dass in der überregionalen Berichterstattung ein Vergleich zwischen Regensburg und Dresden gezogen werde, bezeichnet Petzet als „höchst blamabel“ und „wirklich absurd“. Der Stadt Dresden droht wegen des Baus der Waldschlösschenbrücke die Aberkennung des Welterbetitels. In der nun entfachten Diskussion über die Regensburger Brückenpläne sieht Petzet „sinnlosen Ärger“.
Gehörigen Ärger gab es offenbar mit den Verantwortlichen der Stadt Regensburg. Eine Mitteilung, die von der städtischen Pressechefin Elisabeth Knott am Montag verschickt wurde, spricht Bände (Hier der komplette Text). Neben Angriffen auf den ddp-Journalisten bekommt auch Professor Achim Hubel sein Fett weg. Frau Knott mit Blick auf die Brückenplanungen: „Während Fachleute derzeit Details erarbeiten, glaubt Herr Hubel bereits ohne fachliche Untersuchung die Auswirkungen einer Donauquerung beurteilen zu können.“
Knott verweist auf den Text des Beschlusses, mit dem am 14. Oktober die Planungen für einen Brückenwettbewerb – Ost- und Westtrasse – auf den Weg gebracht wurden. „Eine bauliche Maßnahme muss im Vorfeld der Prüfung standhalten, das durch sie keine Beeinträchtigung des Welterbestatus (…) erfolgt“, heißt es dort unter anderem. „Hierzu muss der Planungsprozess im Dialog mit dem Welterbezentrum Paris und im Rahmen des beabsichtigten Steering Comittes geführt werden.“ Dieses „Steering Comitte“, als direkte Schnittstelle zwischen der Stadt Regensburg und der UNESCO gedacht, wurde erstmalig für Januar 2007 angekündigt.
Bis heute hat es seine Arbeit noch nicht aufgenommen. Unter anderem Oberbürgermeister Hans Schaidinger soll dem Gremium angehören, auf dessen Arbeit auch Professor Michael Petzet hofft. Vom Welterbezentrum in Paris aus könne die UNESCO „unmöglich alles im Auge behalten”, so Petzet. „Ich hoffe, dass sich das Steering Comittee mit den Brückenplanungen beschäftigt.“ Inwieweit Contra-Brücken-Meinungen in diesem Gremium eine Chance haben, bleibt abzuwarten. Was eine unbequeme Meinung bedeutet, musste Professor Hubel erfahren. Der ist unbestritten Fachmann für Regensburg. Dem Nationalkomitee von ICOMOS gehört er seit 20 Jahren an, seit acht Jahren ist er Mitglied der deutschen Monitoring-Gruppe.
Dort bleibt Hubel zwar weiterhin stimmberechtigt. Seine Funktion als Berichterstatter für Regensburg hat er aber niedergelegt. Offiziell aus eigenem Antrieb nach dem Medien-Echo auf seine Brücken-Kritik. Zu den Hintergründen will er sich nicht äußern. Verbliebener Berichterstatter für Regensburg ist Giulio Marano. Der hatte im Dezember 2006 noch die Meinung vertreten, dass mit der Westtrasse „eine Reihe von Problemen verbunden“ sei.
Mittlerweile wird er von Oberbürgermeister Hans Schaidinger dahingehend zitiert, dass er die Stadt Regensburg zu weiteren Untersuchungen dieser Variante „ermutigt“ hätte. Generalkonservator Greipl will die internen Auseinandersetzungen bei ICOMOS nicht kommentieren. Seine fachliche Meinung bleibt aber ungeachtet dieser Diskussionen klar: „Vor zwei Jahren hat die Stadt im Landesdenkmalrat bereits einen Entwurf zur Westtrasse vorgelegt. Der hat deutlich gezeigt: Das geht mit dem Ensemble nicht zusammen.“ Er darf das wenigstens ungestraft sagen.
Marion Puhle
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Professor Petzet ist nicht nur Präsident von ICOMOS International,sondern auch von ICOMOS National. Sein ehemaliger Adlatus Marano ist noch in der Monitoringgruppe tätig fürICOMOS National. In dieser Eigenschaft neuerdings ist er allein für Regensburg – Fragen zuständig. Beide Herren sind wohl bekannt mit ihren Äußerungen nicht nur zum Stadthallen – Standort Donaumarkt, sondern auch zur Frage der Ersatzbrücken. Beide Herren waren schon immer der Stadt Regensburg zu Diensten. Viel Spaß bei den weiteren Planungen, irgendwann haben die BürgerInnen dieser Stadt die Nase voll von diesen “Experten”!
Aigner Stefan
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Anmerkung der Redaktion:
Professor Petzet ist seit dem 5. Oktober, nach drei Amtsperioden, nicht mehr Präsident von Icomos International.
vox populi
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Jetzt neu (19.11. 11.oo h): Schaidinger gegen Prof. Dr. Hubel. Nachzulesen im Schaidingerblättchen. Jetzt kann erfolgreich die Brücke oder auch zwei und der Donaumarkt mit der Stadthalle bebaut werden. Und Norbert Hartl wird persönlicher Referent von Hansi.!
Bei den alten Stadtfreunden » Regensburg Digital
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[…] Damals hatte das für Hubel noch Folgen. Auf Druck des damaligen Präsidenten des ICOMOS-Nationalkomitees, Michael Petzet, musste Hubel sein Amt als Berichterstatter für Regensburg niederlegen. Drei Jahre später allerdings geriet Petzet selbst ins Visier, weil er sich mehrfach über das Urteil von Fachleuten hinweg gesetzt hatte und legte schließlich selbst sein Amt nieder. […]