09 Okt2008
Steinerne Brücke: Neues und „Angeschimmeltes“
Der Zeitpunkt der Entscheidung war vielen ein Rätsel. Nicht wenige hielten die Begründung von Oberbürgermeister Hans Schaidinger zur eilends verfügten Sperrung der Steinernen Brücke Anfang August für unglaubwürdig. Offenbar zurecht. Der Landkreis will die Entscheidung des Oberbürgermeisters nun aufsichtsrechtlich prüfen lassen. Schaidinger ließ die Brücke sperren, weil – so seine Begründung – ein Gutachten belege, dass die Brüstung einem Anprall durch Busse nicht standhalten könne. Auf Kritik, dass dies bereits lange bekannt sei, meinte Schaidinger knapp: „So lange ich kein Gutachten habe, muss ich nichts machen.“ Vermutlich war die Brückenhauptprüfung aus dem Jahre 2005 kein Gutachten im Schaidinger’schen Sinn.
„Die neuzeitlichen Brüstungen stellen keinen adäquaten Schutz für den vorhandenen (Bus-)Verkehr dar“, stand seinerzeit darin zu lesen. Ein gewisser Stellenwert scheint diese Untersuchung auch zugemessen worden zu sein. Als Reaktion darauf ordnete die Stadt Regensburg Schrittgeschwindigkeit auf der Steinernen an. Keine Sperrung. Die folgte drei Jahre später – „aufgrund angeschimmelter technischer Erkenntnisse“ aus dem Jahr 2005, wie Landrat Herbert Mirbeth – bekennender Gegner der Sperrung – anmerkt. Die Ermessensentscheidungen der Stadt „zu unterschiedlichen Zeitpunkten zum gleichen Sachverhalt“ seien „nicht sachgerecht“ und „im Zusammenhang mit dem Verlust der Protzenweiherbrücke völlig unverständlich“. Bereits vor knapp zwei Monaten hatte der Landkreis Einsicht in das Gutachten verlangt, dass zur Sperrung führte, und nun daraus die entsprechenden Schlüsse gezogen. Die landkreiseigene Nahverkehrsgesellschaft GFN plant nun, das Handeln der Stadt Regensburg – damit von Oberbürgermeister Schaidinger – aufsichtsrechtlich prüfen zu lassen.
Unabhängig davon wird die GFN aber reagieren, um die Situation für die Busbenutzer aus dem nördlichen Landkreis zu entspannen. Künftig werden zusätzliche Busse der Linien 13 und 17 morgens und ein Bus der Linie 17 mittags über die Pfaffensteiner Brücke fahren. „Die neuen zusätzlichen Verbindungen ermöglichen eine Fahrzeitverkürzung von etwa 15 Minuten zu den Gymnasien, Krankenhäusern und Fachhochschulen des Landkreises.“ Der Verein Donauanlieger hatte übrigens – im Rahmen seiner Vorschläge für eine Bürgertrasse – angeregt, auch die Linie 12 verstärkt über die Pfaffensteiner Brücke fahren zu lassen. Bislang wurde dieser Vorschlag von der Stadt bzw. den Regensburger Verkehrsbetrieben nicht aufgegriffen.
Dass indessen jemals wieder Busse über die Steinerne Brücke fahren werden, steht ungeachtet von Mirbeths Kritik jedoch nicht zu befürchten. Bereits vor der Sitzung des städtischen Planungsausschusses nächsten Dienstag (16 Uhr, Neues Rathaus) wurde bekannt, dass die Steinerne auch nach einer Sanierung frei von Autos und Bussen bleiben wird. Damit ist auch ein – ohnehin stets als unwahrscheinlich bewertete – Vorschlag der SPD vom Tisch.
Wo und wie die Busse künftig fahren werden, wird wohl auch nach der Sitzung am Dienstag offen bleiben. Es stehen offenbar weitere Untersuchungen an. Auch in diesem Punkt kritisiert Mirbeth das zögerliche Verhalten der Stadt Regensburg und kritisiert einen jahrelang „erkennbare(n) mangelnde(n) Wille(n) zum Vorantreiben eines Ersatzbrücken-Standortes“.